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KommentarCut und Filmriß

■ Warum das geplatzte Medienzentrum nichts mit Wirtschaftspolitik zu tun hat

Hinterher tut es allen leid. Das habe man ja nicht vorhersehen können, daß es so kommen würde. Aber beim nächsten Mal werde bestimmt alles besser. Irgendwann muß es ja mal klappen.

Der Glaube versetzt bekanntlich Berge, aber er schafft keine Arbeitsplätze, keine Steuermehreinnahmen, keine homogene Stadtentwicklung. Der Filmriß am Holstenbahnhof ist ein erneuter Beleg für eine Hamburger Wirtschaftspolitik, die seit Jahren konsequent darauf setzt, daß es auch mal ein Happy-End geben könnte.

Das Medienzentrum in Altona wurde vom versprochenen Kassenknüller zur Seifenoper. Kein Prestigegewinn für den „Medienstandort“, von dem in Sonderheit Wirtschaftssenator Mirow in Serie träumt, ist in Sicht; kein einziger zusätzlicher Arbeitsplatz wird geschaffen, die Träume von kreativen Menschen, die Kaufkraft, Einkommens- und Gewerbesteuern garantieren, wurden zu Schäumen.

Die städtischen Schaumschläger aber, die statt eines Millionensellers nun ein Millionengrab bekommen werden, haben sich sämtlicher Gestaltungsmöglichkeiten bereits vorab entledigt. Sie genehmigten einen auf die Wünsche der Medienfirmen maßgeschneiderten Bau – und bekommen lediglich das, was in Hamburg inzwischen häufiger ist als neugeschaffene Jobs: ein paar weitere tausend Quadratmeter leerstehender Büroräume.

Zwar hat die Stadt keinen Pfennig dazugezahlt. Aber sie wird auch nicht einen einzigen der erhofften zusätzlichen Steuergroschen erhalten.

Sven-Michael Veit

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