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KommentarWegweiser am Bahnhof

■ Warum die Bezirkskonferenz Bergedorf für Hamburg Modellcharakter hat

Der Fall der Bergedorfer Bahnhofsvorplatzes hat gezeigt, daß Bürgerbeteiligungen immer wieder aufs neue erkämpft werden müssen. Ohne die Bürgerinitiative hätten allein die Interessen der Investoren und das Urteil von „Experten“ darüber entschieden, was aus dem Zentrum Bergedorfs werden soll. Bevor die Ini im vergangenen Sommer damit begann, Druck zu machen, war in der Öffentlichkeit schließlich nicht einmal richtig bekannt, was genau geplant wurde.

Die Bezirkskonferenz hat nun gezeigt, was alles möglich ist, sobald BürgerInnen anfangen, ihr Lebensumfeld mitzugestalten. Es stellte sich heraus, daß es trotz angeblichen ökonomischen Drucks Entscheidungsspielräume gibt und daß Töpfe existieren, aus denen die Nutzung dieser Spielräume, also ein Beteiligungsverfahren, bezahlt werden kann. Die BürgerInnen auf St. Pauli, die sich um den Bauboom an der Reeperbahn Sorgen machen, werden das mit Interesse zur Kenntnis nehmen.

Nun ist keineswegs sicher, daß die Bebauungs-Kriterien, die die Bezirkskonferenz gestern erarbeitet hat, zu einem besseren Ergebnis führen, als es eine reine Expertenrunde getan hätte. Auf jeden Fall aber hat das Gemeinwohl gegenüber dem Profitinteresse der Investoren und der Meinung der Experten stärkeres Gewicht erhalten.

Und wenn sich in zehn oder zwanzig Jahren herausstellen sollte, daß doch zu sehr mit dem auf die architektonische Mode des Jahrzehnts beschränkten Blick geurteilt wurde, dann haben diejenigen, die damit leben müssen, wenigstens mitentschieden. Gernot Knödler

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