Kommentar: Subventionitis
■ Wie Sanierungshilfen vergeudet werden
Die Bietergemeinschaft für die alten Hafengebiete, an der die Gewoba beteiligt ist, kann sich die Entwicklung einer großen Freifläche hinter dem geplanten Großmarkt auch für moderne Büro-Gebäude vorstellen: Wenn der Quadratmeter „waterfront“-Grundstück für 400 Mark verkauft werden kann, dann wären die Entwicklungskosten damit abgedeckt.
So weit wird es in Bremen nicht kommen. Wirtschafts-Stadtplaner zwingen Gewerbebetriebe wie den Großmarkt mit erheblichen Steuergeldern auf das citynahe alte Hafengelände. Sie bieten einem Obstsaft-Hersteller dort eine Fläche mit 1,5 Kilometern Kaje für 56 Mark den Quadratmeter an, Hallen und Kräne inclusive – wie soll ein Kaufmann da „nein“ sagen. Und die modernen Dienstleistungsbetriebe werden mit Preisen von 125 Mark pro Quadratmeter aus der City weggelockt auf die grüne Wiese.
Wie soll einer auf die Idee kommen, auf eigene Rechnung in der City zu investieren oder sich für die Hafengebiete zu interessieren? Die Großmarkt-Händler haben erklärt, sie wollten mit ihren LKWs nicht jeden Morgen quer durch die Stadt fahren, sinnvoll wäre nur ein Standort an der Autobahn. Was sollen moderne Büros am Stadtrand, wo keine städtische Infrastruktur vorhanden ist? Kostbare Sanierungs-Hilfen werden für eine abstruse Stadtplanungs-Politik aus dem Fenster geworfen. Klaus Wolschner
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