Kommentar: Fröhliche Erben
■ Warum die Altersteilzeit sowohl der Senatorin als auch der Gewerkschaft nützt
Die Erben sind sich nicht mehr gram. Das ist ein Lob wert – hat ja lange genug gedauert. Monatelang haben Schulbehörde und LehrerInnen über die Altersermäßigung gestritten. Man zankte und zeterte, schmollte und beharkte sich. Bei dem Thema, tönte es aus der GEW, sei man sogar streikbereit.
Schließlich geht es um die Verwaltung eines Erbes aus besseren Zeiten. Die Altersteilzeit wurde geschaffen, als noch Geldscheine statt Löchern in den Kassen waren. Die LehrerInnengewerkschaft verteidigt verbissen diese Pfründe – und muß sich angesichts der heutigen Finanzsituation die Frage gefallen lassen, ob ältere LehrerInnen nicht auf 100 Mark monatlich verzichten könnten, wenn sie weniger arbeiten wollen. Genug zum Leben bliebe ihnen immer noch, und die Bildungsbehörde hätte bei mehr als 4000 betroffenen PädagogInnen rund eine halbe Million Mark gespart.
Daß die Schulsenatorin darauf verzichtet hat, bringt beiden Seiten Vorteile. Rosemarie Raab freut sich, daß ihr Ruf nicht noch schlechter geworden ist. In den kommenden Wochen dürften keine PädagogInnen im Streikleibchen durch die Straßen ziehen, und die SchülerInnen werden nicht wieder tagelang an der Moorweide campieren. Daß die Sozialdemokratin unfähig sei, Kompromisse zu schließen, kann ihr spätestens jetzt niemand mehr vorwerfen.
Die GEW freut sich auch. Sie hat einen Sieg errungen. Mehr junge LehrerInnen freilich werden auch nach der Einigung nicht eingestellt. Aber das war von der fröhlichen Erbengemeinschaft auch nicht zu erwarten. Judith Weber
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