Kommentar: Homo-Ehe für alle?
■ Selbstvertrauen braucht keinen Schein
Alle Schwulen und Lesben wollen heiraten! Wirklich alle? Nein, ein kleines Häuflein Unbeirrbarer leistet Widerstand. Was die heterosexuelle Öffentlichkeit von ihren schwulen und lesbischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zur Zeit wahrnimmt, ist sicherlich deren scheinbar brennendes Verlangen, nun endlich auch heiraten zu dürfen. Die rot-grüne Bundesregierung soll dafür die rechtlichen Weichen auf rosa stellen und die entsprechenden Gesetze verabschieden.
Völlig außen vor bleiben diejenigen, die entweder den staatlichen Segen gar nicht wollen oder ihn sogar grundlegend ablehnen. Eine Kritik an der altvorderen, bürgerlichen Institution Ehe findet nicht (mehr) statt; wiedereinmal soll ein Frieden in und mit den Verhältnissen gemacht werden.
Es bleibt doch wohl immer noch ein Unterschied, ob man und frau eine rechtliche Gleichbehandlung wünscht (Stichworte: Angehörigenrechte, z.B. Erbrecht), oder ob es unbedingt der ganze Rattenschwanz der staatlichen Organisation von dem sein muß, was „sich in Liebe bindet“. Alsbald müßten dann natürlich auch Gesetze her für die tragischen Fälle von verschmähter Liebe, gar Scheidung und Unterhaltsregelungen? Für die bürgerlichen Schwulen und Lesben sicherlich alles kein Problem. „Das gehört dann halt dazu!“ Müßte es aber nicht. Christian von Manikowsky
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