Kommentar: Sparargument?
■ Leistungskontrolle im Sozialbereich
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Nach diesem Gusto verfährt die neue Hamburger Drogenpolitik und fördert im Sozialbereich mehr Leistungskontrollen und öffentliche Ausschreibungen.
„Wunderbar“ könnte man nun schreien, denn warum sollte nicht auch der Bremer Sozialbereich ordentlich Rechenschaft ablegen sowie Leistungen in Heller und Pfennig berechnen? Schließlich belebt ein solcher Wettbewerb auch das Geschäft: Wer im ersten Jahr nicht wirklich gut war, guckt im nächsten Jahr einfach in die Röhre.
Überzeugend und gut wird solch ein Modell aber nur, wenn es auch wirklich Gutes bringt für den „sozialen“ Kunden. Doch wie soll das gehen in Bremen, wo der Sozialbereich gerade zum Sparschwein der Sanierungskoalition erkoren wird?
Ein paar Jährchen früher wäre Kosten- und Nutzenkontrolle sicher angemessen gewesen. Gutachten über die als ineffizient und wenig kostenbewußt gescholtene Sozialverwaltung belegen dies: Denn „Controlling“ kannte die Bremer Großbehörde, die den kompletten Sozialbereich in Bremen managet, über Jahre nicht.
Jetzt aber, in Überschuldungszeiten, steht schwer zu befürchten: Wenn Bremen anderen Kommunen in diesem Kurs nachfolgt, dient das Wunschgerede nach Kontrolle, Wettbewerb und Qualitätssicherung doch nur noch als verdecktes Sparargument.
Katja Ubben
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