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KommentarPatchwork-Denken

■ Schulstationen müssen bleiben

Wenn es früher Rabatz im Unterricht gab, musste sich der Unruhestifter in eine Ecke des Klassenzimmers stellen oder wurde schlimmstenfalls vor die Tür geschickt, um sich abzureagieren. Meistens folgte ein Tadel. Mehr pädagogisches Feingefühl brachten die Schulstationen: Dort können sich die Kinder austoben und über ihre Probleme reden. Dass es dafür immensen Bedarf gibt, zeigt die hohe Anzahl von 140 Schulstationen. Und die befinden sich nicht nur in den Problemkiezen Kreuzberg oder Neukölln, sondern auch in Wilmersdorf und Zehlendorf.

Das Konzept hat sich bewährt, darüber sind sich die Pädagogen einig. Die Aggressionsschwelle in den Schulen sei gestiegen und die Kinder hätten einen kontinuierlichen Ansprechpartner unabhängig vom Lehrer. Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) könnte das eigentlich als Erfolg feiern. Endlich ein vorzeigbares Projekt, das auch noch funktioniert. Aber Stahmer hält sich auffällig bedeckt. Bisher hat das Arbeitsamt die Kosten der Stationen zum größten Teil gedeckt. Das ging fünf Jahre gut, doch jetzt laufen die Maßnahmen aus. Würde sie jetzt die Stationen über den Klee loben, müsste sie auch sagen, wie sie denn in Zukunft bezahlt werden können. Ein klärendes Wort von ihr tut Not. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind auch Abschubfinanzierungen für innovative Projekte. Spätestens jetzt sollte sich die Schulsenatorin positionieren und den Weiterbestand der Schulstationen bei Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) anmelden.

Gute Argumente gibt es genug: Schulstationen passen ganz hervorragend in die Konzeption „Verlässliche Halbtagsschule“. Die nämlich soll sich mehr des einzelnen Schülers annehmen, ihm Betreuung vor, während und nach der Schulzeit bieten. In vielen Schulen übernehmen das bereits die Schulstationen. Wer großmundig eine Grundschulreform für das nächste Jahrtausend verspricht, sollte da auch das Instrument Schulstation einbeziehen. Doch bisher lebt die Schulpolitik vom Patchwork-Denken. Ein bisschen weniger Schulsozialarbeit, dafür mehr Sprachförderung zum Beispiel. Wer nicht ganzheitlich denkt, wird nie eine Reform, sondern nur ein Reförmchen zustande bringen. Julia Naumann

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