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KommentarAmigo lässt grüßen

■ Es geht um mehr als um Schausteller

Was in den letzten beiden Jahren zwischen dem Innensenator, dem Leiter des Stadtamtes und dem Schausteller-Milieu passiert ist, bedarf dringend einer umfassenden Aufklärung. Die Staatsanwaltschaft greift sich nur die strafrechtlich relevanten Vorwürfe heraus. Wenn es nicht strafbar ist, dass ein Senator gegen das ausdrückliche Votum des zuständigen Behördenleiters einem ihm seit Jahren persönlich bekannten Schausteller ein lukratives Geschäft genehmigen kann, dann sind das legalisierte Amigo-Verhältnisse. Und auf welcher Grundlage konnte Borttscheller die Nebengeschäfte des Marktmeisters, die die Staatsanwaltschaft als strafrechtlich relevant behandelt, als unbedenklich abtun?

Die erforderliche Aufklärung geht weit über die Frage hinaus, wie der Marktmeister seinen aufwendigen Lebensstil finanzieren konnte und wer den Schaustellern Renoldi zu ihren guten Standorten für ihr Geschäft verholfen hat, die man auf dem Weihnachtsmarkt 1999 wieder bewundern kann. Wenn das Verständnis Borttschellers von der Trennung privater Interessen und dienstlicher Einflussmöglichkeiten so ausgeprägt ist, wie es jetzt offenbar wird, dann stellt sich diese Frage weitergehend. Die Borttschellers hatten, wie bekannt ist, erhebliche private Nebeninteressen im Bank- und Baugewerbe. Auch der CDU scheint das, als es um das Innenressort ging, ein zu großes Risiko gewesen zu sein. Klaus Wolschner

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