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KommentarMachtverliebte Autokraten ■ Kohl: Gewährsmann für Mitterrands Lebenswerk

Wir erinnern uns alle an das Bild: François Mitterrand und Helmut Kohl Händchen haltend in Verdun. Damals, es war vor 16 Jahren, hatten der sozialistische Präsident Frankreichs und der christdemokratische deutsche Kanzler aus der Pfalz schon zueinander gefunden. Beide hatten ein gemeinsames Ziel: die Vereinigung Europas. Ihre Verdienste darum werden trotz aller Skandale unbestritten bleiben. Aber es stimmt auch, dass beide Politiker in die eigene Macht verliebte Autokraten waren bzw. sind.

Nun also soll der Sozialist Mitterrand im Zusammenhang mit dem Leuna-Verkauf dem Konservativen Kohl mit 30 Millionen Mark für den Bundestagswahlkampf 1994 geholfen haben. Die Version stützt sich auf die Aussage von anonym gebliebenen Zeugen. Beweise gibt es nicht. Kohl hat sofort heftig dementiert.

Der Vorgang scheint völlig unglaublich, orientiert man sich an den bekannten Spielregeln westlicher Demokratien. Er gewinnt aber an Logik, wenn man die Charaktere der beiden beteiligten Politiker betrachtet: Der sozialistische Staatspräsident Mitterrand, ehemals selbst im rechten Lager und ein guter Freund von einstigen Nazi-Kollaborateuren, verstand es immer, seinen Staat zu seinem eigenen Nutzen zu instrumentalisieren. Er ließ über den Geheimdienst nicht nur politische Gegner und unbequeme Journalisten abhören, sondern auch Frauen, für die er ein besonderes Faible hatte. Auch der Anschlag auf das Greepeace-Schiff „Rainbow Warrior“ fiel in seine Amtszeit.

Präsident Mitterrand ging so skrupellos mit dem französischen Staatsapparat um, als gehöre er ihm. Wie wir mittlerweile wissen, gelang es auch Kanzler Kohl im förderativen Deutschland, seine Partei zum puren Instrument seines persönlichen Machterhalts zu degradieren. Beide, der Pfälzer und der Franzose, fühlten sich über Gesetze erhaben.

Hinzu kommt, dass Mitterrand immer daran gelegen war, die europäische Einigung voranzubringen. Das ging nur zusammen mit dem anderen großen Europäer: Kohl. Gegen Ende seiner Amtszeit war Mitterrand zudem schon schwer krebskrank. Helmut Kohl war der Gewährsmann für die Vollendung des Lebenswerkes seines Freundes François Mitterrand. Warum also sollte der französische Präsident nicht auch mit Millionenbeträgen versucht haben, dieses Ziel zu erreichen? Karin Nink

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