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KommentarDes Hafens Hüter

■ Warum die Waterkant die selbstgezogene Demarkationslinie der SPD bleibt

Wenn es um den Hafen geht, verstehen Hamburgs Sozialdemokraten keinen Spaß. Seit Jahrzehnten sind sie dessen selbsternannte Hüter. Bevor das Herz der Hansestadt zu flattern auch nur drohen könnte, lassen sie vorsorglich jeden zur Ader, auch und mit Vorliebe den eigenen Koalitionspartner. Die Waterkant bleibt die selbstgezogene Demarkationslinie der real existierenden Sozialdemokratie.

Niemand weiß das besser als die GAL, die nun so heftig aufbegehrt wie seit Jahren nicht mehr. Schließlich hat sie bei der Regierungsbildung im Herbst 1997 ihre Einverständnisse zu Elbvertiefung und vierter Elbtunnelröhre, zu der Zerstörung Altenwerders und des Mühlenberger Lochs nicht leichtherzig gegeben. In der Hoffnung, damit sei es nun aber auch gut. Die Hoffnung trog.

Keine erneute Elbvertiefung und keine erneute Hafenerweiterung in Moorburg hat die GAL vor gerade neun Tagen in ihr Wahlprogramm geschrieben; verständlich also ihr Protest dagegen, dass den Regierungschef das nicht kümmert. Und es bedarf keinerlei prophetischer Gaben für die Voraussage, dass er die Warnrufe seines Juniorpartners auch überhören wird.

Im beginnenden Wahlkampf ist es schließlich zu verschmerzen, wenn die Grünen ihr ökologisches Herz wiederentdecken. Abgerechnet aber wird erst nach dem Urnengang im September. Und dann wird eben wieder mal tiefgeschürft im Fluss und die Schonfrist für Moorburg aufgekündigt. Die GAL, so das Kalkül der Hafenhüter, wird schon mitmachen.

Schweren Herzens, versteht sich. Sven-Michael Veit

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