Kommentar: Graf Koks
■ Warum Ronald Schill mit seinem Senatorenamt jetzt schon überfordert ist
Es musste so kommen. Und Ronald Schill ist selbst schuld da-ran. Die Koks-Gerüchte waren alt, wurden bereits im Wahlkampf geäußert, und die meisten politischen BeobachterInnen im Rathaus haben darüber schon mal den einen oder anderen Witz gemacht – die klare Linie, die gute Nase des Innensenators und so weiter.
Schill und Bürgermeister von Beust waren demnach vorgewarnt. Schill hat diese Warnungen ignoriert, ist noch nach Sylt gejettet, als längst über den Party-senator gelästert wurde. Sein vorzeitiges Verschwinden aus dem Innenausschuss und sein anschließendes Auftauchen bei einer Party im „Wollenberg“ sind Belege, dass er sein Amt vernachlässigt, und deshalb darf auch öffentlich über das Privatleben des Politikers gesprochen werden.
Es geht nicht darum, Herrn Schill vorzuhalten, dass er auf Partys geht. Das ist seine Sache. Es geht vielmehr darum, dass sich hier jemand, der sich zum Kreuzritter gegen die Drogenkriminalität aufschwingt, in einem Umfeld bewegt, das mit der Partydroge Kokain zumindest in Verbindung gebracht wird. Die Partys des wegen Drogenbesitzes vorbestraften Michael Ammer werden in der Presse immer wieder genannt, wenn von den Koksschnüffeleien der Schönen und Reichen die Rede ist.
Es geht um Glaubwürdigkeit. Die hat Schill längst verloren. Kleinen Leuten Recht und Ordnung zu predigen, ihnen die Sozialhilfe zu kürzen und dann den Schampus fließen zu lassen – das kommt auch in Wilhelmsburg nicht gut an. Ronald Schill ist schon mit seinem Senatorenamt überfordert. Und so einer will bundesweit antreten.
Peter Ahrens
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