piwik no script img

KommentarGeschäftsleute müssen spenden

Der ehemalige Stadtwerke-Geschäftsführer Günter Czichon hat einmal, als er vor einem Untersuchungsausschuss zur Spendenpraxis seines Unternehmens befragt wurde, gestöhnt: Sie glauben gar nicht, wie nervig es ist, wenn dauernd alle möglichen wichtigen Leute kommen und Spenden für ihren guten Zweck haben wollen. Das ist lange her, und die Stadtwerke waren hundertprozentiger Staatsbetrieb.

Von Klaus Wolschner

Der Umfang, in dem damals SPD-Politiker bis hin zum Bürgermeister in die Spenden-Tasche der Stadtwerke gegriffen haben, ist kaum vergleichbar damit, dass das Unternehmen Zechbau aus seinen Gewinnen Gutes für Bremen getan hat. Dass solche Spenden eine Atmosphäre des Verpflichtet-Seins schaffen, ist keine Frage. Aber wer behaupten will, dass Kurt Zech sich da für die reichliche Auftragsvergabe revanchiert hat, der muss die Frage stellen, was denn die bekommen haben, die auf die Auftragsvergabe wirklich maßgeblichen Einfluss hatten. Ein Jens Eckhoff vor 1995 war das jedenfalls nicht. Und eine Parteispende im Jahre 1999 ist eigentlich auch ein bisschen wenig für die Unterstellung, damit habe Zech jemanden bestechen wollen.

Denn umgekehrt wäre ein Bauunternehmer ein schlechter Geschäftsmann, wenn er nicht auf gute Kontakte Wert legen würde. Sport-Sponsering ist eigentlich ein unverdächtiger Bereich, um den guten Willen zu dokumentieren. Dass die Sportpolitiker gleichzeitig Baupolitiker sind, dass liegt nun an den engen Verhältnissen im kleinen Stadtstaat. Da in einer kleinen Stadt sowieso alles herauskommt, machen sich nur die verdächtig, die nicht mit offenen Kaerten spielen und sich lieber erwischen lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen