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Kommentar zur AfD BerlinKlarer Rechtsruck

Malene Gürgen
Kommentar von Malene Gürgen

Die Berliner AfD hat ein Problem mit stramm rechten Teilen der Partei – und das ist ein Problem für Berlin.

Der Austritt des ehemaligen Parteichefs Bernd Lucke hat auch für den Berliner Verband Konsequenzen Foto: dpa

S pätestens jetzt ist klar: Auch die Berliner AfD hat ein Nazi-Problem, ob es dem Landesvorstand passt oder nicht. Denn den Fall des Lichtenberger Funktionärs Heribert Eisenhardt, der sich seit Monaten jeden Montag bei den Neonazis von Bärgida wohlfühlt, kann der Vorstand noch so sehr kleinreden – er zeigt vor allem eins: Die Schwäche dieses Landesvorstands gegenüber stramm rechten Teilen der Partei. Offensichtlich ist Eisenhardt die Rüge des Vorstands – so es sie denn überhaupt in der behaupteten Schärfe gegeben hat – vollkommen egal. Seine Loyalität gilt den Hooligans, Islamhassern und NPDlern, die sich montags versammeln, auch ein Parteiauschlussverfahren hätte er wohl in Kauf genommen.

Schweigen bald beendet?

Doch ein solches wird es vermutlich gar nicht geben, und hier wird klar, warum es bei dem Fall nicht nur um eine Personalie geht: Die Berliner AfD ist deutlich nach rechts gerückt. Das zeigen nicht nur die Austritte liberal-konservativer Mitglieder. Auch, dass der bisher als gemäßigt geltende Landesvorstand im Grabenkampf zwischen Lucke und Petry eine Positionierung vermieden hat, ist ein deutliches Zeichen: Ein klares Bekenntnis gegen rechtsnationale Umtriebe ist mit diesem Landesverband nicht zu machen. Besonders der mitgliederstarke Kreisverband Steglitz-Zehlendorf drängt auf eine rechte Ausrichtung, heißt es aus Parteikreisen.

Landespolitisch hält sich die Partei bisher zurück – sind die Grabenkämpfe erst entschieden, könnte das anders werden. Spätestens zum Wahlkampf im nächsten Jahr sollte sich die Stadt überlegen, wie sie mit dieser Partei umgehen will.

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Malene Gürgen
Reportage und Recherche
Redakteurin im Ressort Reportage&Recherche | Jahrgang 1990 | Seit 2014 Redakteurin der taz, zunächst im Berlinressort | 2016-2020 schwerpunktmäßig Recherchen zur extremen Rechten, dazu 2019 "Angriff auf Europa" im Ch. Links Verlag erschienen (mit C. Jakob, P. Hecht, N. Horaczek, S. am Orde) | 2020-2022 als Produktentwicklerin verantwortlich für die Konzeption der wochentaz | 2022-2023 Redakteurin im Ressort Zukunft – Klima Wissen Utopien | Seit 2023 im Investigativteam der taz.
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2 Kommentare

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  • "Bernd Lucke verlässt die AfD. Damit zieht er die einzig mögliche Konsequenz aus den Geschehnissen vom Wochenende. Da hat er den Machtkampf, den er erst selbst zum Richtungsentscheid stilisierte, nicht nur krachend verloren, er wurde ausgebuht und angepöbelt, schlicht gedemütigt".

    http://www.taz.de/Kommentar-Luckes-Parteiaustritt/!5211517/

     

    Wenn man so mit dem Gründer der AfD umgeht, dann sollte Her Lucke - auch wenn anonym oder inoffiziell - die Informationen über Intrigen von Frau Petry und Verbindungen in der AfD zur rechten Szene der Öffentlichkeit preisgeben. Dann werden auch die Wähler, die ihn einst wählten und ihm noch treue Mitglieder zu ihm überlaufen, wenn er seine neue Partei gegründet hat.

  • "Spätestens jetzt ist klar: Auch die Berliner AfD hat ein Nazi-Problem"

     

    Der Verfassungsschutz hat davon berichtet, dass die rechten Straftaten in Deutschland deutlich gestiegen sind. Es werden viel öffter Übergriffe auf Flüchtlinge und Anschläge auf Flüchtlingsheime verübt. Es scheint ganz danach auszusehen, als würde jemand durch Instrumentalisierung zum Fremdenhass anstecken. Dann sollte der Verfassungsschutz sorgfältig überprüfen, woher die Hetze kommt. Denn das hört nicht von alleine auf.