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Kommentar zum BildungsstreikStudierende brauchen Überfluss

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Berlins Wissenschaftssenator will die Studierenden entlasten, indem Überflüssiges an den Unis gestrichen wird. Dabei brauchen sie nichts dringender.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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1 Kommentar

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  • M
    Morgenstern

    Überfluss.. ein gutes Stichwort.

     

    Oder vielleicht auch eher weniger. Ist es ein Überfluss für eine Gesellschaft sich nicht nur an der Wirtschaft auszurichten, sondern auch Soziales und Kulturelles im Blickfeld behalten zu wollen?

     

    Wir meinen NEIN. Und genau deswegen stellen wir uns auch dezidiert gegen den Wind der uns in Stuttgart aus Rektor Ressels ach so grandiosem 'Masterplan' entgegenweht.

     

    Möge sich doch Rektor Ressel von Stuttgart zum Beispiel bitte einmal vor Augen führen, woher der Begriff der Universität eigentlich herrührt.

     

    UNIVERSITAS

     

    Hat das eigentlich noch irgendetwas zu bedeuten? Von Zurechtstutzen wird nun schon geredet, von 'Umwidmen' für eine Exzellenzinitiative, ein Umwidmen, das de facto Streichungen vorhandener Professuren bedeutet und im Gedanken - mal wieder - auf die Überlegung 'Abschaffung der Geisteswissenschaften' hinauszulaufen scheint. Dabei hat man sich den Begriff der Universität im Sinne der universitas noch gar nicht so lange verdient in dieser LANDESHAUPTSTADT. Und nun soll wieder zurückgefahren werden?

     

    Wir erinnern uns noch gut, wie man uns volltönend eine Verbesserung unseres Studiums für die Studiengebühren versprach. Dafür wären wir auch durchaus bereit, jene zu zahlen, soweit wir sie zahlen können. Oder gar schuldenbelastet in den Beruf zu starten, wenn wir nur dafür auch entsprechend etwas davontragen würden.

    Doch es hat nicht lange gedauert, da ist nun nur noch die Rede von notwendigen Gebühren um auch nur bisher Gewährleistetes zu erhalten.

    Und jetzt soll auch noch gestrichen werden?

     

    Wir sagen es reicht!!

     

    Eigentlich hätten wir überhaupt keine Zeit für einen solchen Streik. Doch unter der drohenden Aussicht womöglich nach Ulm und Tübingen verwiesen zu werden, um überhaupt fertig studieren zu können, Versprechungen, die ohnehin nie wirklich eingehalten werden, hin oder her, da hat irgendwann jeder, mit Verlaub, die Schnauze voll. Ganz zu schweigen davon, dass jene Ausweichmöglichkeiten im Falle erst recht zu weniger Professoren (von Mitteln ganz zu schweigen) für zu viele Studenten hier ja selbst schon überfüllt sind - man denke einmal etwas weiter. Stichwort Entfernung, Stichwort Studiticket, das nicht einmal bis nach Tübingen reicht, Stichwort Wohnungssuche.. Es dräuen dunkle Wolken an unserem Horizont. Wohlgemerkt, an *unserem* Horizont, nicht an dem des Rektors, der seinen Blick auf ganz anderes richtet als die reine praktische Situation der Studierenden.

    Solcherlei Befürchtungen gepaart mit mehr als nur leichtem 'Unbehagen' bereits schon über den jetzigen Zustand des sogenannten Bildungsangebotes treiben auch jene auf die Straße, denen man eigentlich die Zeit für solchen Luxus doch schon genommen zu haben meinen könnte.

     

    Genug ist genug!

    Mag Schavan uns von gestern nennen, wenn wir auch alte Werte für wichtig erachten, uns nebenher rückbesinnen während wir neu nach Sinn suchen (Stichwort Hermeneutik und sollten wir nicht eigentlich schon vorhandenes Wissen rezipieren, um es für unsere Zukunft neu zu überdenken, wiederzuverwenden, ggf. umzuformen et cetera!? Moment.. will hier jemand etwa lieber Volksverdummung, sind wir schon zu gebildet, weil wir uns endlich doch wehren, sodass man uns nun erst recht beschneiden muss!?), was Universität eigentlich heißen sollte, was Bildung sein sollte, was man dafür und für die Zukunft tun kann und muss, wenn wir beginnen, auf alte Versprechungen zu pochen, die schon zu lange nicht eingehalten werden.

    Unzuverlässigkeit in solchen Dingen zeugt nicht gerade von einer Eignung derlei Entscheidungen zu treffen, so meine zumindest ich. Und ich meine doch, dass mir der ein oder andere da Recht geben mag. Reden schwingen können sie alle, aber was in der Praxis dabei rüberkommt, das ist eine ganz andere Fahne im Winde, nicht wahr!?

     

    Und bitte, so unterlasse man doch diesen irrsinnigen Versuch einen Keil zwischen uns und unsere Lehrer-/Professorenschaft zu treiben, dass diese ja die Schuldigen seien, wenn all die Errungenschaften nicht bei uns ankommen. Schwarze Schafe finden sich überall, aber *dieser* Berufsstand ist ganz offenbar nicht derjenige, der uns dezidiert die Bildung zu rauben versucht! Nein, Sie müssen schon an ein wenig anderer Stelle suchen.. versuchen Sie es mal ein wenig höher, nicht bei jenen, die so nahe an den zu Bildenden dran sind, dass sie mit ihnen im Dialog stehen...