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Kommentar von Ralf Pauli zum kommenden Kita-StreikMehr als niederqualifizierte Bespaßer

Es geht um die gesellschaftliche Anerkennung eines wichtigen Berufs

Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als könnte ausgerechnet die kleine Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Einigung im Tarifstreit zwischen Kita-ErzieherInnen und Kommunen herbeimogeln. Zwar lehnten alle beteiligten Gewerkschaften – Verdi, der Beamtenbund und die GEW – am Wochenende die Empfehlung der Schlichtungskommission eindeutig ab. Dennoch argumentierte die GEW in ihrer ersten Stellungnahme, dass das „von der Satzung geforderte Quorum für eine Urabstimmung“ – mindestens 75 Prozent – nicht erreicht worden sei. Die Gewerkschaft wollte aus der außerplanmäßigen Mitgliederbefragung einfach eine Urabstimmung machen und das Ergebnis auf den Kopf stellen. Die Urabstimmung wird aber erst abgehalten, wenn sich die Konfliktparteien geeinigt haben.

Davon kann momentan nicht die Rede sein. Durchschnittlich 3,3 Prozent mehr Lohn: Mehr wollten die kommunalen Arbeitgeberverbände den ErzieherInnen nicht zahlen. Die Gewerkschaften müssten ihre Erwartungshaltung dämpfen, rechtfertigte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, die Hartleibigkeit der Kitabetreiber. „Anerkennung gibt es nicht von heute auf morgen. Wir haben ja nicht nur Erzieherinnen und Erzieher. Was ist mit dem Feuerwehrmann?“

Aus Sicht eines Feuerwehrmannes kann man den Einwand für berechtigt halten. Im vorliegenden Konflikt verrät er aber die geringe Wertschätzung, die die Kommunen für die Arbeit in einem „klassischen“ Frauenberuf aufbringen. Denn im Kita-Streit geht es nicht nur um die materielle, sondern auch um die gesellschaftliche Anerkennung eines wichtigen Berufs. Offenbar aber werden ErzieherInnen immer noch für niederqualifizierte PädagogInnen gehalten, die die Kinder in der Kita lediglich bespaßen. Nach dieser Logik ist es auch einfach zu erklären, warum Lehrerinnen und Lehrer so viel besser bezahlt werden.

Daher ist es gut, dass sich die ErzieherInnen trotz aller Unannehmlichkeiten für Kinder und Eltern nicht auf den Schlichterdeal einlassen. Nach den Ferien wird in den Kitas wieder gestreikt. Daran ließ Verdi-Chef Frank Bsirske keinen Zweifel. Trotz des kurzzeitigen Störmanövers der GEW-Spitze. Die hat sich übrigens inzwischen auch eines Besseren besonnen und sich der Mehrheitsmeinung ihrer Mitglieder angeschlossen.

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