Kommentar von Alina Schwermer zu Herthas Stadionplänen: Kein schlechtes Friedensangebot für Hertha
AlinaSchwermer
ist Sportredakteurin.
Wird Herthas neues Stadion auf dem Flughafengelände in Tegel gebaut? Wenn es nach Sportsenator Andreas Geisel (SPD) geht, ist das eine Option. Geisel hat dem Bundesligisten angeboten, nach Schließung des Flughafens dort sein Stadion zu errichten. Hertha wertete das Angebot als „gutes Signal“, das man „ernsthaft prüfen“ werde. Hertha täte gut daran, das Angebot anzunehmen. Zuletzt hatte Manager Michael Preetz immer hilfloser gegen die Berliner Politik gewütet und gar mit einem Umzug in ein temporäres Stadion gedroht.
Der Vorstoß des Sportsenators lässt sich als Friedensangebot, aber auch als Druckmittel im aussichtslosen Konflikt um Herthas Neubau lesen. Verbissen hält der Klub am Bau auf dem Olympiagelände fest, obwohl der aus allerlei Gründen (Anwohner, Bäume, Denkmalschutz) wohl nicht funktionieren wird.
Aber natürlich könnte auch Tegel möglicherweise Probleme bringen. Schon 2018 hatte Hertha die Alternative geprüft und bilanziert: Wohnhäuser stünden in der Nähe, es gebe potenzielle Konflikte mit Anwohnern und die Böden seien schadstoffbelastet. Da Hertha am Olympiagelände Anwohner-Ärger nicht so wild fand, steckte aber womöglich auch Taktik hinter der Ablehnung. Die Berliner SPD hingegen sieht Tegel als einzigen möglichen Standort, wo es keine Probleme mit Anwohnern gebe.
Bisher waren die Einschätzungen beider Seiten eher unverlässlich, weil sie politisch motiviert waren; genau hier liegt das Dauerproblem bei Herthas Stadiondebatte. Weiterhin macht die bessere PR der Senat. Nicht zufällig hat Geisel seinen Vorschlag kurz vor Herthas Mitgliederversammlung am Sonntag platziert, die der Klub als Propagandaveranstaltung für eigene Pläne nutzen wollte. Vielleicht schwenkt jetzt mancher Fan auf Tegel um. Viele Chancen wird der Verein angesichts der Flächensituation nicht mehr bekommen. Besser, er nutzt diese.
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