Kommentar (vgl. Seite 24): VEB Rennplatz
■ Bremen veranstaltet jetzt Pferderennen
Der Bremer Staatssozialismus komplettiert sein Imperium: Nun soll auch das Pferderennen auf Risiko des Steuerzahlers betrieben werden. Während beim Musical, bei Projekten wie Space- oder Ocean Park immer wieder betont wird, das Betreiberrisiko solle doch bitteschön in privater Verantwortung passieren und bestellte Gutachter seitenlang die fiskalischen Vorteile der großen Besucherströme ausmalen, soll es diesmal beim Rennplatz ganz ohne gehen. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Der steuerliche Ertrag großer Wettumsätze ist verschwindend gering, und das Publikum, das zu den Pferderennen quer durch die Republik reist, hat kein Interesse an touristischen Angeboten. Über die Zahl der Hotelbetten, die durchs Pferderennen ausgelastet werden, schweigt des Sängers Höflichkeit.
Bisher zahlt das Land Bremen pro Renntag mehr als 100.000 Mark drauf. Im Wirtschaftsplan steht kein Pfennig Pacht für das Gelände und die Gebäude. Eine Millionen Mark Bau- und Grünunterhaltung im Jahr spendiert die Stadtgemeinde auch bisher schon obendrauf. Wenn man seriös die 30 Millionen Investitionssumme dazu kalkuliert, wird der Zuschuß erheblich steigen. Nun übernimmt Bremen als Haupt-Gesellschafter auch das Restrisiko. Das sind Zustände, die den Titel „VEB Rennplatz“ verdienen!
Offenbar ist das Rennvergnügen eine originär staatliche Aufgabe wie der Verfassungsschutz! Klaus Wolschner
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