Kommentar verschärftes Polizeirecht: Theatralik hilft nicht weiter
Mecklenburg-Vorpommern gibt sich ein schärferes Polizeigesetz und kanzelt Kritiker als weltfremd und abgehoben ab. Aber die Erfahrung hat gezeigt: Einmal erlassene Regelungen bleiben in Kraft.
D ie Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten müsse uns mehr wert sein als abgehobene und weltfremde juristische Diskussionen: Dieses Argument bringt Innenminister Lorenz Caffier gegen Kritiker des neuen Polizeirechts in Mecklenburg-Vorpommerns vor. Das heißt im Umkehrschluss: Wer sich gegen die Videoüberwachung öffentlicher Räume ausspricht, gegen das automatisierte Scannen von Kfz-Kennzeichen oder die Erhebung allersensibelster Daten, der gefährdet unser sicheres Zusammenleben. Das ist natürlich Unsinn.
Aber die Gegner immer schärferer Polizeigesetze haben es schwer, denn es gibt erst mal kein Opfer. Wen stört, ob eine anlassbezogen und befristet eingeführte Videoüberwachung entfristet wird? Wem tut es weh, wenn Telefone abgehört werden dürfen?
Dagegen haben die Befürworter immer restriktiverer Gesetze stets die potenziellen Opfer auf ihrer Seite. Was bei Caffier dann so klingt: "Wenn aber in nur einem Falle die körperliche Unversehrtheit oder gar ein Leben geschützt werden kann, hat sich diese Vorschrift bewährt."
Von solcher Theatralik gehört die Debatte befreit. Die Erfahrung hat gezeigt: Einmal erlassene Regelungen bleiben in Kraft. Weltfremd ist daher nicht die juristische Diskussion, sondern so zu tun, als gäbe es zu immer strengeren Gesetzen keine Alternative.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!