Kommentar über Wolf im Jagdrecht: Munition für Wolfsgegner
Nachrichten wie die über den angeblichen Wolfs-Biss in Niedersachsen schüren Ängste. Sofort wird gefordert, den Wolf jagen zu dürfen. Das ist falsch.
Ja, es ist möglich, dass in Deutschland Menschen von Wölfen verletzt werden. Und ja, wenn sie sich aggressiv gegenüber Menschen zeigen, müssen die Raubtiere erschossen werden. Das anzuerkennen ist wichtig für die aufgeheizte Debatte über den Wolf. Die Tiere müssen nicht um jeden Preis geschützt werden. Ebenso wichtig ist es aber auch, das Risiko, das durch den Wolf für den Menschen entsteht, nicht zu überhöhen. Denn bei aller Vorsicht: Es ist äußerst gering.
Menschen gehören nicht zum Beutespektrum der scheuen Tiere. Die angeblich akute Gefahr für den Menschen wirkt wie ein vorgeschobenes Argument von Wolfsgegnern, um zu rechtfertigen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen – obwohl auffällige Wölfe schon heute entnommen werden können.
Der Wolf bedeutet Extraarbeit
In diesem Kontext ist auch die Meldung, im niedersächsischen Steinfeld hätte ein Wolf einen Menschen gebissen, mit Vorsicht zu genießen. Die Frage ist doch, wem nützt sie? Ein DNA-Test konnte den Verdacht weder bestätigen noch ausräumen. Es könnte ein Hund gewesen sein.
Der Vorfall eignet sich aber gut, um Angst vor dem Wolf zu schüren – um die Interessen einiger weniger durchzusetzen. Das, worum es in der Wolfsdiskussion geht, ist nicht die abstrakte Gefahr für Spaziergänger und Friedhofsgärtner. Es geht darum, dass der Wolf für Weidetierhalter einen großen Arbeitsaufwand und zusätzliche Kosten bedeutet. Sie müssen stromführende Zäune aufstellen und immerzu pflegen.
Und natürlich ist es belastend, wenn Halter ihre Tiere tot auf der Weide finden. Aber ob eine streng geschützte Art wie der Wolf abgeschossen werden darf, kann trotzdem nicht von Partikularinteressen einiger Tierhalter abhängen. Ins Jagdrecht gehört er nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers