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Kommentar über Kita-PlatzmangelGutschein für Reproduktion

Gareth Joswig
Kommentar von Gareth Joswig

Statt nur eine unbefriedigende Notunterbringung für Kinder zu schaffen, sollte der Senat jetzt das System grundlegend ändern

Jetzt nur noch ein paar Regenbogenfischsticker drauf, fertig ist die Kita Foto: Soeren Stache (dpa)

D ie Gelegenheit ist günstig für einen grundsätzlichen Umbau. Es fehlen 660 Kita-Plätze – schuld daran sind laut Bogedan die „unerwartbar“ reproduktionswilligen Bremer. Die Träger sind anderer Meinung. Carsten Schlepper von der Kirche sagt: „Bremen ist sehenden Auges in diese Situation geraten.“

Er hat recht, denn neu ist nur das Ausmaß, das Problem gibt es schon länger, wie auch das Konzept der früher zuständigen Sozialsenatorin Stahmann belegt. 2015 wollte sie 2.000 neue Plätze in fünf Jahren schaffen.

Nun braucht Bremen wohl noch mehr Plätze. Aber die Gelegenheit ist günstig, um langfristige Maßnahmen umzusetzen: etwa den Kita-Bildungsgutschein, der die Suche für Eltern und Kita erheblich erleichtern würde. Trägerverbände kritisieren schon seit Jahren die Unflexibilität des zentralistischen Bremer Systems.

Denn wie läuft das Bewerbungsverfahren aktuell ab? Man gibt drei Wunschkitas an und kommt dann in eine Lostrommel. Mit Pech steht man am Ende ohne Platz da und hat durch die lange Wartezeit keine Möglichkeiten mehr, Ersatz zu finden – etwa eine Tagesbetreuung.

Im Gutscheinsystem könnten sich Eltern und Kitas individuell einigen. Lange Wartezeiten auf Zu- oder Absagen würden verkürzt. Die Eltern hätten wieder mehr Zeit für die Suche nach einem geeigneten Platz – und natürlich für Reproduktion.

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Gareth Joswig
Redakteur Inland
Arbeitet seit 2016 als Reporter und Redakteur bei der taz. Zunächst in den Lokalredaktionen von Bremen und Berlin, seit 2021 auch im Inland und Parlamentsbüro. Davor Geschichts- und Soziologiestudium in Potsdam. Themenschwerpunkte: extreme Rechte, AfD, soziale Bewegungen, Mietenpolitik, dies, das, verschiedene Dinge.
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1 Kommentar

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  • Und noch eine Mitropa Kaffeemaschine dazu? Angesichts der aktuen Lage eine seltsamer Kommentar zu diesem Zeitpunkt in der taz, die anscheinend noch an gute Lösungen aus der dieser Bildungsbebörde glaubt. Naiv, naiv... Zitat:

     

    Im Gutscheinsystem könnten sich Eltern und Kitas individuell einigen. Lange Wartezeiten auf Zu- oder Absagen würden verkürzt.

     

    Eine Gutscheinsystem kann leider in der momentanen Situation gar nichts ausrichten, wenn unterschiedlich geschätzt zwischen 600 und 2000 Kitaplätze (die genauen Zahlen sind ja auch unklar) GANZ EINFACH FEHLEN, weil sie NICHT RECHTZEITIG GESCHAFFEN wurden. Kitas baut man eben nicht in 5 Wochen sondern in 2 bis 3 Jahren. Der Mehrbedarf an Kitaplätzen ist seit Jahren bekannt. taz recherchieren und beispielsweise einfach den Beirat Schwachhausen (die Protokolle kann man googeln) oder die Elternvertreter fragen.

     

    Da ist Andreas Seele, Vorstandssprecher der ZentralElternVertretung der Tageseinrichtungen für Kinder in Bremen weiter: Er rät akut betroffenen Eltern schlichtweg zur Klage.

     

    Nur eine Klage scheint Eltern in ihrer aktuten Not wirklich zu helfen, wenn sie ihre Rechte denn wahr nehmen. Zitat aus einem sehr guten Interview von Radio Bremen: "Die Eltern, die mir bekannt sind, und die mit Klage gedroht haben, haben dann ganz schnell einen Platz bekommen. Da hat man dann komischerweise nachsteuern können", sagt er. Wie es den anderen ergehe, sei indes nicht abzusehen...

     

    Komisch eigentlich, aber passt ins Gesamtbild der politisch Handelnden, die letztendlich anscheinend ggf. auf öffentlichen aber in einem Rechtsstatt auf jeden Fall auf juristischen Druck reagieren müssen. Jetzt haben wir den Kinder-ab-in-den-Container-Salat, aber (seltsam, seltsam) auch die sind für eine peinliche Notlösung ja auch nicht sofort zu beschaffen.

     

    Also bitte nicht nur verbal sondern zahlreich klagen: Die ZentralElternVertretung bremen gibt es für rechtlich unerfahrene Eltern (und das werden die meisten sein) erste Hilfe: http://www.zev-bremen.de