Kommentar über Karl-Martin Hentschel: Undank ist der grüne Lohn
Es ist durchaus typisch für den bisweilen etwas bärbeißig daherkommenden Hentschel, dass er seine Schmerzgrenze definiert. Nach neun Jahren als Fraktionsvorsitzender hat seine Partei ihm einen klaren Vertrauensbeweis versagt, also zieht er die Konsequenz.
D as hat schon Konsequenz, wie Karl-Martin Hentschel abtritt. Vor der Zeit, um dies deutlich zu sagen. Weder an seinem politisch-strategischem Vermögen noch an seinen fachpolitischen Kompetenzen kann es Zweifel geben. Dort hinterlässt er keine Löcher, welche Schleswig-Holsteins Grüne nun zu stopfen haben, sondern Krater.
Es ist durchaus typisch für den bisweilen etwas bärbeißig daherkommenden Hentschel, dass er seine Schmerzgrenze definiert. Nach neun Jahren als Fraktionsvorsitzender hat seine Partei ihm einen klaren Vertrauensbeweis versagt, also zieht er die Konsequenz. Zu den Politikern, die an Posten und Diäten kleben, zählt dieser Mann wahrlich nicht.
Der Umbruch, den die Grünen im Norden auf dem Parteitag vornahmen, ist nicht ohne Risiko. Und der Eindruck drängt sich auf, dass da manche wegen guter Wahlprognosen und verlockender Landtagsmandate zu den Fleischtöpfen drängen.
Von der vierköpfigen Fraktion, der keinerlei Vorwürfe gemacht wurden, wurde dennoch die Hälfte entsorgt. Grün setzt auf Hoffnung statt Erfahrung. Die ihnen nachfolgen, müssen beweisen, dass sie mehr können als Undank zollen und selbst Karriere machen.
Von Leuten vom Format eines Karl-Martin Hentschel könnten alle Parteien - nicht nur Schleswig-Holsteins Grüne - mehr gebrauchen. Und nicht weniger.
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