Kommentar (siehe S. 22): Art von Zensur
■ Film entlarvt Schreckensregime
Wer foltert und mordet, läßt sich nicht gerne über die Schulter schauen. Im Iran sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Steinigung und Amputationen gehören laut UN-Berichten zu gängigen Strafen. Nach vorsichtigen Schätzungen von amnesty international wurden 1996 etwa 110 Menschen hingerichtet – doppelt soviel wie im Vorjahr. Etwa ein Viertel aller Hingerichteten sind laut ai-Bericht politische Gefangene. Doch genaue Zahlen gibt es nicht. Nachdem die UN die Hinrichtungen mehrfach angeprangert hat, finden viele Exekutionen heimlich statt. Soviel zu den nüchternen Zahlen, die ohne Bilder nicht zu fassen sind. Die Filmaufnahmen, die aus dem Iran geschmuggelt wurden, sind deshalb von besonderem Wert. Sie entlarven ein Schreckensregime. Zugegeben, der Sendezeitraum ist nicht jugendfrei. Die Bilder hätten kommentiert werden müssen, und die Würde der Hingerichteten wird angetastet. Aber der sinnlose Tod dieser Menschen hat nur noch einen Zweck: Daß das Unrecht in die Welt hinausgeschrien wird. Um das zu erreichen, werden sich Regime-Kritiker immer wieder Nischen suchen – notfalls auch im Offenen Kanal. Richtig. Denn es waren auch Fotos über den Vietnam-Krieg, die die Öffentlichkeit schockierten und mit zum Ende des Krieges beitrugen. Ein Sendeverbot für die Autorin ist eine viel schlimmere Art von Zensur, als hätte man ihr kompetente Berater zur Seite gestellt. Kerstin Schneider
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