Kommentar geplanter Bunker-Aufbau: Das Projekt ist unseriös
Erst spät kam heraus, dass der Bunker in Hamburgs Feldstraße um die Hälfte in die Höhe wachsen soll. Jetzt zeigt sich, dass unter dem grünen Dach ein fünfstöckiges Hotel entstehen soll.
Erstaunlich, wie viel bisher von vermeintlichen Künstlerherbergen und wie wenig von einem ausladenden Hotelbetrieb auf fünf Stockwerken die Rede war. Dabei zeigt sich jetzt, dass nur sechs Künstlerzimmer, dafür aber 154 Hotelzimmer vorgesehen sind. Das lässt auch die Garten-Versprechen in keinen guten Licht dastehen.
Das Tarnkappen-Prinzip, einen grauen Betonklotz unter einem öffentlichen Dachgarten zu verstecken, scheint auch die Informationspolitik der Macher zu bestimmen. Diese Planung ist schlicht unseriös. Daran sollte man sich nicht gewöhnen, und schon gar nicht sollte man die Planer dafür belohnen.
Es ist gut, dass Bezirkspolitiker von Grünen und SPD dazu beigetragen haben, dass der Senat Transparenz schafft. Leider ist eine entscheidende Frage für die Bewertung, sozusagen das Fundament der ganzen Planung, unbeantwortet geblieben: Die Frage nämlich, unter welchen Konditionen die Stadt dem Erbpächter des Bunkers, Thomas Matzen, eine Verlängerung auf 99 Jahre und 2,5 Millionen Euro hinterher wirft.
Am Ende steht nicht nur die Entscheidung über die Frage, ob der Bezirk den Bunker neu bespielen lassen will. Sondern auch jene, wie lange man sich eigentlich in dieser Form verarschen lassen will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste