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Langweilig ist es aus zwei Gründen geworden:
1) Team Sky ist quasi der FC Bayern der Tour de France. Der Kampf um die Bundesliga-Krone hat wie der ums gelbe Trikot seine Spannung in dem Moment eingebüßt, wo das Ergebnis selbst ohne Szene-Kenntnis schon absehbar ist.
2) Die Kontrolle der Fahrer in den Teams und die Aufgabenteilung nimmt dem Radsport seine Unberechenbarkeit und einen großen Teil der Spannung. Was soll es, wenn Froome in Rückstand gerät und Sky die Schatzkiste öffnet, heraus rollen ein paar "Helfer", die in anderen Teams selbst die Führungsrolle übernehmen könnten?
Wenn jeder Sprinter noch einen, besser zwei "Hasen" haben muss, die für ihn das Tempo machen, wie viel sieht dann der*die Zuschauer*In noch von der individuellen Klasse?
Wie viel Drama kann sich noch abspielen, wenn alles technisch-organisatorisch voll durchgeplant ist?
Gut täten der Sache eine Begrenzung des Maximalbudgets und eine Verkleinerung der Mannschaften, um die Kunkurrenz zu erhöhen und die Chancen auszugleichen.
Die Urteile im Antifa-Ost-Prozess sollen Linke abschrecken. Dabei geht die größere Gefahr von Rechtsextremen aus. Warum Antifaschismus nötiger ist denn je.
Kommentar der Tour de France: Rudern auf Rädern
Warum sinkt die Popularität der Tour de France? Die erhitzten Debatten fehlen, die aus einem Sport erst ein gesellschaftliches Ereignis machen.
Marcel Kittel (l.) und Julien Vermote bei der … ach, laaaaangweilig Foto: dpa
„Mittelmäßig“ und „gerade mal Durchschnitt“. Erfolgsmeldungen bezüglich der TV-Einschaltquoten hat die Tour de France nicht gerade produziert. Aber dafür gibt es in diesem Jahr, soweit man weiß, noch keinen großen Dopingskandal.
Aber? Nun, der Profiradsport fiel in den vergangenen Jahren mit Bemühungen auf, vom Image des verseuchten Spektakels wegzukommen. Das schadete ihm: Fernsehanstalten diskutierten, ob man so etwas noch zeigen dürfe. Das brachte die Rennställe, hinter denen an gutem Image interessierte Konzerne stehen, dazu, sich um Antidoping zu kümmern. Heraus kam, dass kaum noch Repräsentanten des alten, verrufenen Radsports mitradeln.
Einerseits ist das, von dem es jahrzehntelang hieß, es mache den Sport kaputt, weitgehend überwunden. Andererseits interessieren sich immer weniger Menschen für das Neue, auf das doch angeblich alle gewartet haben. Gerade aus Deutschland gibt es neue Gesichter, die, ohne im Dopingverdacht zu stehen, das Bild der Tour prägen, und medial alte Vertreter wie Jan Ullrich oder Erik Zabel ersetzen könnten. Marcel Kittel, der fünffache Etappensieger, der verletzt ausscheiden musste, ist der aktuell Erfolgreichste.
Was wir derzeit erleben, ist ein Radsport ohne Skandale, ohne umstrittene, gerüchteumwehte Fahrerpersönlichkeiten und ohne die ganzen erhitzten Debatten, die doch aus einem Sport erst ein gesellschaftliches Ereignis machen. Was wir also gerade erleben, ist die Verwandlung des Profiradsports, der Intellektuelle wie Roland Barthes und Albert Camus in den Bann zog, in eine Art Rudern auf Rädern: Anständige junge Männer, die wissen, was sich gehört, geben im Zielraum brave Interviews.
Das im konkurrenzbedingten Zwang zum Betrug aufscheinende Dilemma des Radsports ist durch Antidopingerfolge nicht gelöst. Hat er ein Problem gelöst, droht das andere: langweilige Normalität.
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Kommentar von
Martin Krauss
Autor*in
Jahrgang 1964, Mitarbeiter des taz-Sports schon seit 1989, beschäftigt sich vor allem mit Fußball, Boxen, Sportpolitik, -soziologie und -geschichte
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Martin Krauss
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