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Kommentar contra GDLDie Lokführer fahren ins Abseits

Kommentar von Richard Rother

Die Gewerkschaft der Lokführer verunsichert die Kunden und spaltet die Gewerkschaften.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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3 Kommentare

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  • LD
    Lev Davidowitsch Bronstein

    Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll und so beginne ich beim Ende:

     

    "Der Lebensstandard eines Durchschnittsarbeitnehmers ist in Deutschland im europäischen Vergleich relativ hoch" - ja. Und?

     

    Was soll das für ein Argument sein? Selbst wenn der Lebensstandard hier auf das Niveau Bangladeshs sinken würde, dann wäre er im Vergleich zu Afghanistan immer noch "relativ hoch". Folgt daraus irgendwas?

     

    Und weiter: "Daß die Einheitsgewerkschaften stagnierende Reallöhne in den letzten 15 Jahren nicht verhindern konnten, ist kein Grund, ihre Existenzberechtigung in Frage zu stellen, sondern ein Aufruf, sie zu stärken."

     

    Aha. Nun, hier habe ich auch einen: daß die Sozialdemokraten in den letzten 120 Jahren jede revolutionäre Bewegung gelähmt und/oder torpediert haben ist kein Grund, ihre Existenzberechtigung in Frage zu stellen, sondern ein Aufruf, sie zu stärken. Otto Schily an die Macht, ja?

     

    Für Gewerkschaften, die ihre Funktion nicht erfüllen (können), leitet sich aus diesem Umstand nicht ihre Existenzberechtigung ab. Es ist diskutabel, ob die Einheitsgewerkschaften ihre Funktion überhaupt erfüllen können - vermutlich, nachdem dort auch wirkliche Arbeitervertreter das Sagen übernommen haben werden, könnten sie. Was aber feststeht, das ist, daß in ihrer derzeitigen Form diese Gewerkschaften zahnlose Instrumente sind, die nicht der Arbeitervertretung, sondern der Arbeiterbeschwichtigung dienen und daß dort offensichtlich vom Kapital gekaufte Marionetten das Sagen haben. Sowas soll man nicht stärken, sondern man tut gut daran, sich eine andere, bessere Organisation als Interessenvertretung zu suchen. Das haben die Lokführer - auch das beweist der Streik - auch getan. Gut so.

  • LD
    Lev Davidowitsch Bronstein

    Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll und so beginne ich beim Ende:

     

    "Der Lebensstandard eines Durchschnittsarbeitnehmers ist in Deutschland im europäischen Vergleich relativ hoch" - ja. Und?

     

    Was soll das für ein Argument sein? Selbst wenn der Lebensstandard hier auf das Niveau Bangladeshs sinken würde, dann wäre er im Vergleich zu Afghanistan immer noch "relativ hoch". Folgt daraus irgendwas?

     

    Und weiter: "Daß die Einheitsgewerkschaften stagnierende Reallöhne in den letzten 15 Jahren nicht verhindern konnten, ist kein Grund, ihre Existenzberechtigung in Frage zu stellen, sondern ein Aufruf, sie zu stärken."

     

    Aha. Nun, hier habe ich auch einen: daß die Sozialdemokraten in den letzten 120 Jahren jede revolutionäre Bewegung gelähmt und/oder torpediert haben ist kein Grund, ihre Existenzberechtigung in Frage zu stellen, sondern ein Aufruf, sie zu stärken. Otto Schily an die Macht, ja?

     

    Für Gewerkschaften, die ihre Funktion nicht erfüllen (können), leitet sich aus diesem Umstand nicht ihre Existenzberechtigung ab. Es ist diskutabel, ob die Einheitsgewerkschaften ihre Funktion überhaupt erfüllen können - vermutlich, nachdem dort auch wirkliche Arbeitervertreter das Sagen übernommen haben werden, könnten sie. Was aber feststeht, das ist, daß in ihrer derzeitigen Form diese Gewerkschaften zahnlose Instrumente sind, die nicht der Arbeitervertretung, sondern der Arbeiterbeschwichtigung dienen und daß dort offensichtlich vom Kapital gekaufte Marionetten das Sagen haben. Sowas soll man nicht stärken, sondern man tut gut daran, sich eine andere, bessere Organisation als Interessenvertretung zu suchen. Das haben die Lokführer - auch das beweist der Streik - auch getan. Gut so.

  • IG
    Ingo Groepler-Roeser

    Zum Kommentar von Richard Rother, 'Die Lokführer fahren ins Abseits" bleibt zu bemerken, daß die Sichtweise wohl eher eine zufällige ist. Selbstverständlich sind den großen Gewerkschaften nicht die Lohnstagnationen der letzten Jahre zuzuschreiben und nicht von ungefähr, so wendet Rother selbst ein, sind die Folgen des Arbeitskampfes naturgemäß für Kunden der Unternehmen spürbar. Das Modell der Einheitsgewerkschaften ist nur ein offensichtlich ebenso wenig wirkungsvolles Instrument, wie eben jenes der kleineren, der Spartengewerkschaft. Ver.di vermochte es nicht, die Telekom von ihren Plänen abzubringen. Ver.di ist groß, die Telekom ist ebenfalls ein Gigant. Gefragt sind ist hier der Gerwerkschaftsverband (DGB), in dessen Hand es liegen sollte, die Forderungen der Gewerkschaften in Tarifrunden aufeinander abzustimmen und so ein 'Ausspielen der Gewerkschaften untereinander' zu verhindern. Die Arbeitgeber hätten ein schweres Los, wenn es auch Herrn Sommer künftig besser gelänge, nicht zwischen den Partei- und damit zuvorderst politischen Interessen zu entscheiden, sondern den originären Arbeitnehmerinteressen zu folgen, die selbst eine Drei-Mann-Gewerkschaft ordentlich zu Papier brächte. Warum wird hier offenkundig versäumt, den Status der Bahn als einer Arbeitgeberin zu betrachten. Mehdorn ist lediglich ein Auftragnehmer. Mehr nicht. In gewisser Weise ist es tragisch, daß fast beliebig zwischen dem Status der Gewerkschaften hin- und hergewechselt werden kann, wie es der politischen Klasse gerade beliebt. AUB als nicht gerade kleine Gewerkschaft hat gerade erst gezeigt, daß auch große Gewerkschaften handzahm sein können (warum auch immer!). Es ist unverständlich, weshalb sich nicht die Transnet und die GDBA an die Fersen der GDL heften, die gerade sehr schnell und sehr effizient verdeutlicht, was Streik in der Konsequenz bedeutet - so, wie ihn auch Richard Rother noch im ersten Drittel seines Beitrages beschreibt.