Kommentar atomfreier Hafen: Nachhaltig pfiffig
Durch die norddeutschen Häfen laufen Jahr für Jahr Dutzende mehr oder minder stark strahlender Transporte. Da ist es politisch umso wichtiger, ein Zeichen zu setzen.
D as ist ja wirklich pfiffig, was die rot-grüne Mehrheit in Bremen sich da ausgedacht hat: Transporte von jedwedem atomaren Material zum Verstoß gegen den Grundsatz der Nachhaltigkeit zu deklarieren, darf als juristisch elegant gelten. Fraglich ist allerdings, ob dieser Kniff vor grundsätzlich humorlosen Verwaltungsgerichten seine Feuertaufe übersteht.
Zudem ist zu klären, ob ein solcher parlamentarischer Beschluss überhaupt noch von Relevanz ist. Immerhin ist dies hier das Land von Atomausstieg und Energiewende - muss man sich da noch um die letzten Zuckungen eines sterbenden Industriesektors kümmern? Ja, man muss. Denn im europäischen Transitstaat Deutschland wird das Thema Atommüll noch Jahrzehnte von Belang sein.
Durch die norddeutschen Häfen laufen Jahr für Jahr Dutzende mehr oder minder stark strahlender Transporte, noch viel mehr passieren auf Schiene oder Straße Städte und dichtbesiedelte Regionen. Es sind Frachten, die zwischen Kanada und der Ukraine, zwischen Finnland und Brasilien hin und hergekarrt werden - ganz unabhängig davon, wie viel Ökostrom die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt herstellen mag.
Da ist es zumindest politisch wichtig, mit einem weiteren Zeichen deutlich zu machen: Hier ist jegliche atomare Fracht unerwünscht. Der selbst erzeugte Atommüll indes ist davon unberührt. Den wird dieses Land selbst entsorgen müssen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung