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"Mit Fracking-Rufen wird die Gasindustrie ihre Gegner in Union und SPD aktivieren, die Grünen alarmieren und die Protestbewegung motivieren."
Ja und? Die Gegner in Union und SPD werden sich fügen und die Grünen, wo immer sie an der Regierung beteiligt sind, sowieso.
Klar - Fracking und Energiewende sind miteinander verknüpft. Klappt die Energiewende, dann könnte das Gas rasch überflüssig werden in der Energieversorgung.
Doch unabhängig davon bleibt das Versagen von CDU, CSU und SPD, ein von allen Seiten als 'unzureichend' gebrandmarktes Bergrecht nicht reformiert zu haben:
Hinzu kommt, dass natürlich der Wille, eine Energiewende auch wirklich konsequent durchzuziehen, bei SPD, CDU und CSU nicht besonders verbreitet ist. Und villeicht wacht ja bei den Bürgerinnen und Bürgern so langsam mal der Verstand auf, was ein Scheitern der Energiewende nämlich tatsächlich bedeutet: Trinkwasserverseuchung, Erdbeben, Klimawandel, Bohrschlamm, Giftmüll, Atommüll sollte man nicht als Gefahren des letzten Jahrhunderts an die Seite legen. Deutschland ist kein Öko-Streber, sonder einer der größten Umweltverschmutzer der EU.
Wer da ändern will - hier werden Sie geholfen: https://www.openpetition.de/petition/online/verbot-von-tektomechanik-im-landesentwicklungsplan
"Härtere Regeln bedeuten für die Industrie mehr Aufwand, bedeuten geringere Margen. Die Gaspreise sind niedrig. Kurz: Fracking würde sich nicht lohnen."
Damit verschiebt man Fracking nur in eine Zeit höherer Gaspreise. Die Technologie ist international verfügbar und kann jederzeit beschafft werden, daran ändert ein deutscher "Fracking-Ausstieg" nichts.
Die Energiewende muss bezahlbar gemacht werden, nur dann gelingt sie bald, alles andere wird nichts bringen. Wenn es weiterhin große Nachfrage nach Gas gibt ist es nur eine Frage der Zeit bis das Fracking (oder Schlimmeres) los geht.
Palästinensische Stimmen fehlen im deutschen Diskurs, sagt die Wissenschaftlerin Sarah El Bulbeisi. Das komme systematischer Gewalt gegen sie gleich.
Kommentar Zukunft des Frackings: Motivierte Gegner
Mit Fracking-Rufen wird die Gasindustrie ihre Gegner in Union und SPD aktivieren, die Grünen alarmieren und die Protestbewegung motivieren.
Das Fracking von Erdgas hat viele Gegner, wie hier am 20. Mai im britischen Northallerton Foto: ap
Die Erdgasindustrie in Deutschland beschleunigt gerade ihren Todeskampf. Das ist erfreulich, weil so hierzulande das Fracking in allen Varianten untergehen wird. Wenn Ingenieure Wasser und Chemikalien unter hohem Druck ins Gestein pumpen, damit das Gas strömt, kann das zu Erdbeben führen. Das Wasser aus den Lagerstätten ist belastet. Und auf die Kontaminierung des Trinkwassers gibt es wissenschaftliche Hinweise.
Nun hat die Erdgasindustrie verlangt, wieder fracken zu dürfen. Dabei geht es nicht um das neuartige Fracking in Schiefergestein, sondern um herkömmliche Methoden, wie sie in Niedersachsen seit 1961 angewendet wurden. In diesem Geschäft tut sich seit fünf Jahren nichts mehr, weil der Protest von Hollywood bis in die Mittelweserregion reichte. Der Widerstand verschreckte deutsche Bergämter und deren Chefs in den Landesregierungen. Die Industrie hielt still.
Seither wartet man auf ein neues Bundesgesetz, das das Fracking regelt. Der Entwurf der Bundesregierung simmert zurzeit bei den Fraktionschefs der Großen Koalition vor sich hin. Neuartiges Fracking soll getestet werden dürfen, aber die Hürden sind hoch. Das herkömmliche Fracking soll scharfen Bestimmungen unterworfen werden samt Umweltverträglichkeitsprüfung und Tabuzonen.
Härtere Regeln bedeuten für die Industrie mehr Aufwand, bedeuten geringere Margen. Die Gaspreise sind niedrig. Kurz: Fracking würde sich nicht lohnen. Das Gesetzesvorhaben wurde schon in der vorigen Wahlperiode begonnen, es zieht sich, aber eines ist erkennbar: Je lauter gestritten wird, desto weniger industriefreundlich die Entwürfe.
Diese Dynamik wird nun verstärkt. Mit ihren Fracking-Rufen wird die Industrie ihre Gegner in Union und SPD im Bundestag aktivieren, die Grünen alarmieren und die Protestbewegung motivieren. Der Vorstoß der Industrie scheint auf wie die Flamme über einem Bohrfeld. Sie lodert noch einmal, bevor der Betrieb dichtgemacht wird und sie endgültig erlischt.
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Kommentar von
Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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