Kommentar Zukunft der Euro-Zone: Was kostet Europa?
Mittelfristig, das wissen alle, reicht der Stabilitätspakt nicht aus, um die Währungszone zusammenzuhalten. Mehr Abstimmung, mehr Kontrolle und schärfere Sanktionen müssen her.
E in Europäischer Währungsfonds mit strengen Sanktionsmöglichkeiten bis hin zum Rauswurf aus der Eurozone setzt eine Änderung der EU-Verträge voraus. Das wissen Merkel und Schäuble, die den Vorschlag ins Gespräch brachten, so gut wie Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde, die ihm heftig widerspricht.
Das Gepolter ist nicht als ernsthafter Diskussionsbeitrag zur aktuellen Schuldenkrise einiger Euroländer gedacht. Es richtet sich vielmehr an die heimischen Wähler. Merkel und Schäuble wollen vermitteln, dass der hart arbeitende deutsche Steuerzahler natürlich nicht den faul in der Sonne lümmelnden Griechen, Spaniern, Portugiesen und Italienern unter die Arme greifen muss. Lagarde stellt klar, dass der deutsche Musterschüler mit seiner Agenda 2010 und seinen niedrigen Lohnkosten, die daher rühren, für problematische Ungleichgewichte in der Zahlungsbilanz der Euroländer gesorgt hat.
Mittelfristig, das wissen alle, reicht der Stabilitätspakt nicht aus, um die Währungszone zusammenzuhalten. Mehr Abstimmung, mehr Kontrolle und schärfere Sanktionen müssen her. Doch ob Währungsfond oder Sarkozys Konzept einer Wirtschaftsregierung - jede Reform des Lissabon-Vertrags würde sich über Jahre hinziehen. Für Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, denen jetzt der Bankrott droht, käme sie viel zu spät.
Vier von fünfzehn Euroländern pleitegehen zu lassen ist aber auch keine Lösung. Deshalb werden sich die Länder der Eurozone einigen müssen, welche Kröte sie schlucken: Entweder sie finden sich damit ab, dass der in Washington angesiedelte Internationale Währungsfonds ein Euroland unter Kuratel stellt. Oder sie pochen stolz auf die Unabhängigkeit und Stärke der europäischen Einheitswährung. Dann müssen sie sich dieses Image eben eine Stange Geld kosten lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musks Hitlergruß
Entscheidend ist der Kontext
Israels Kampf im Gazastreifen
Völkermord, im Ernst
Bundestagswahlkampf
Konstantin Wecker wirbt für die Linke
Trumps Amtseinführung
Der Geruch von Machtergreifung
Aus dem Leben eines Landwirts
Gerhard versteht die Welt nicht mehr
Die Deutschen und der Krieg
Das Monster im Raum