piwik no script img

Kommentar ZentralafrikaDie vergessene Republik

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Ein militärischer Umsturz kann die heruntergewirtschaftete Zentrafrikanische Republik nicht sanieren. Höchste Zeit, dass sich internationale Politik an das Land erinnert.

D ie Zentralafrikanische Republik ist traditionell kein Land, für das sich die internationale Politik interessiert. Die weitgehend unerschlossene und unbesiedelte Savanne zwischen den Flüssen Schari und Ubangi war, als sie 1960 unabhängig wurde, nicht einmal von ihrer eigenen politischen Führung als eigener Staat vorgesehen. Sie sollte Teil eines größeren regionalen Ensembles werden.

Das wollten aber die regionalen Nachbarn nicht. Und bis heute ist die Zentralafrikanische Republik Tummelplatz für Abenteurer aller Art. Ihre natürlichen Reichtümer ziehen jede Menge zwielichtige Gestalten aus aller Welt an, aber die lokale Bevölkerung bleibt weitgehend außen vor.

So wäre es kein Wunder, wenn jetzt, zehn Jahre nach dem letzten, der nächste gewaltsamen Umsturz folgt. Innerhalb weniger Wochen hat eine Rebellenkoalition, deren genaue Zusammensetzung und Unterstützung im Dunkeln liegt, das halbe Land erobert. Und von außen eilt niemand dem bedrängten Präsidenten François Bozizé zu Hilfe. Man unterstütze nicht das zentralafrikanische Regime, sondern die französischen Interessen, sagte Frankreichs Präsident Hollande, der 250 Soldaten in dem Land stehen hat. Er hätte auch sagen können: Das zentralafrikanische Regime und die französischen Interessen sind nicht identisch. Das frankophone Afrika wird den Wink verstanden haben.

Bild: taz
Dominic Johnson

ist Co-Leiter des Auslandsressorts der taz.

Aber kann ein erneuter militärischer Umsturz dieses heruntergewirtschaftete Land sanieren? Wohl kaum. Viele Politiker der Zentralafrikanischen Republik verlangen einen breiten Dialog über die Zukunft ihres Landes. Sie finden bis jetzt kein Gehör. Um das zu ändern, wäre es höchste Zeit, dass sich auch solche Teile der internationalen Politik für die Zentralafrikanische Republik interessieren, die dort keine eigenen Interessen zu verteidigen haben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • L
    L´Andratté

    @ion

     

    er wollte doch nur spielen...

  • T
    tommy

    Zentralafrikanische Republik? Gab es da nicht mal einen Kannibalenkaiser, der ein Freund von Giscard D'Estaing war? An solche gräßlichen Länder will ich lieber nicht erinnert werden...

  • I
    ion

    "Die Zentralafrikanische Republik ist traditionell kein Land," dass eine Tradition hat, Herr Johnson – vielleicht ja auch einer der Gründe, warum es dort so ist, wie es ist. Nur leider erfährt man von Ihnen wieder mal nur das, was man anderenortes substantiierter nachlesen könnte, wenn man sich denn für .... wie hieß das noch?! .... interessierte.

    So gut wie kein f***ing word zur Lebens-Situation der (indigenen) Bevölkerung-en; Bei Ihnen finden primär nur Machtbesessene Erwähnung und wieder mal wissen Sie, dass es "es höchste Zeit wäre" und wer was MUSS: "Teile der internationalen Politik" [sic!];

    Alles klar, Mann(!), Schreiben geht heute Nacht noch an die raus.