Kommentar Wowereit-Nachfolge: Hui, die SPD öffnet sich
Der Kampf um die Nachfolge Wowereits in Berlin ist entbrannt, doch das Personal taugt nicht. Ein Mitgliederentscheid wäre sinnvoll.
E igentlich hat es Berlin schwer genug. Der Flughafen BER ist die peinlichste Baustelle der Republik, die New York Times ätzte, Kreuzberg sei so langweilig wie Brooklyn, und nun zerlegt sich auch noch die Hauptstadt-SPD.
Zwar bleibt der finale Showdown – eine Kampfkandidatur um den Landesvorsitz – aus, doch Ruhe wird deshalb noch lange nicht einkehren. Sowohl Landeschef Jan Stöß als auch der Fraktionsvorsitzende Raed Saleh haben es aufs Fell des Bären abgesehen, obwohl Klaus Wowereit noch gar nicht erlegt ist. Erst Ende 2015 will der Regierende Bürgermeister erklären, ob er im Herbst 2016 noch einmal antritt. Weil mit BER-Wowi aber keine Wahlen mehr zu gewinnen sind, ist der Machtkampf lange vorher ausgebrochen.
Das müsste nichts Schlimmes bedeuten, würde im Wettbewerb zweier aussichtsreicher Kandidaten derjenige gewinnen, der die SPD überzeugend in den Wahlkampf führen kann. Das Gegenteil ist der Fall. Weder der 40-jährige Stöß noch sein vier Jahre jüngerer Konkurrent Saleh haben ihre Chance als Kronprinzen genutzt. Doch das hindert sie nicht daran, weiter nach der Krone zu greifen. So sind sie nolens volens würdige Repräsentanten einer Partei, die nach 25 Jahren ununterbrochener Regierungsbeteiligung aus dem letzten Loch pfeift.
In einigen Bezirken hat die Basis die Nase voll von den Strippenziehern. Sie bringt eine andere Variante ins Spiel. Warum nicht die Wowereit-Nachfolge per Mitgliederentscheid regeln? Immerhin hat das Votum der SPD-Basis zum Koalitionsvertrag mit der Merkel-CDU gezeigt, dass auch Parteien Schwarmintelligenz haben können.
Es wäre eine Kampfansage an den Funktionärsklüngel. Aber vielleicht hat die Berliner SPD nur noch diese Chance. Längst ist die CDU von Innensenator Frank Henkel den Sozialdemokraten in Umfragen enteilt.
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