piwik no script img

Kommentar Wirtschaftsmacht ChinaDie Verlierer sind die Europäer

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

China steigt zur Wirtschaftsmacht Nummer eins auf. Das wird in den internationalen Gremien Folgen haben. Die Verlierer dabei sind europäische Staaten.

China macht auch in Puppen. Bild: ap

G ewarnt wird vor dem Aufstieg Chinas zur größten Volkswirtschaft seit Langem. Doch selbst die optimistischsten Ökonomen gingen davon aus, dass die Volksrepublik frühestens 2019 die USA vom Thron stürzen würde. Nun überrascht die Weltbank mit dem Ergebnis: China könnte schon in diesem Jahr die neue Nummer eins werden.

Chinas Wirtschaft ist nach aktuellen Wechselkurs zwar auch weiterhin gerade einmal halb so groß wie die der USA. Doch Ökonomen monieren, dass diese Zahl nur wenig Aussagekraft hat. Entscheidender ist der preisbereinigte Vergleich. Und da sich nach der neuen Bewertung mit dem gleichen Geld in China doppelt so viel kaufen lässt wie in den USA, liegen beide Staaten in ihrer jeweiligen Wirtschaftskraft nun fast gleichauf.

Auf den ersten Blick mag dieses Ergebnis wenig Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Nur weil eine neue Berechnungsmethode angewandt wird, heißt das noch lange nicht, dass es China deswegen wirtschaftlich besser geht und den Vereinigten Staaten umso schlechter.

Und doch hat diese Meldung mehr als nur symbolische Bedeutung. Im Streit um die Stimmverhältnisse in internationalen Gremien wie etwa dem IWF oder der Weltbank werden die Chinesen als größte Wirtschaftsmacht mehr Mitspracherecht einfordern.

Die großen Verlierer sind aber keineswegs die USA. Sie bleiben auch als zweitgrößte Wirtschaftsmacht und mächtigstem Land unter den Industriestaaten weiterhin recht einflussreich. Verlieren werden dagegen die Europäer. Derzeit haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien im IWF einen Stimmenanteil von zusammen fast 15 Prozent, China hingegen kommt auf nicht einmal 4 Prozent. Das steht in keinem angemessenen Verhältnis. Und das wissen die Europäer.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • "Verlieren werden dagegen die Europäer."

     

    Stimmgewicht im IWF. Als wäre der das Mass der Dinge!