Kommentar Wirtschaftskrise: Elite bringt Deutschland um
Elite-Bonds taugen nicht als Ausweg aus der Euro-Krise. Die AAA-Staaten würden sich hinter der Brandmauer verschanzen, der Rest der Eurozone ginge in Flammen auf.
W ie wird man bloß die lästigen Südeuropäer wieder los? Diese Frage bewegt nicht wenige Deutsche. Die Logik dahinter ist schlicht: Die Pleite der Eurozone wäre doch verhindert, wenn man die Pleitiers einfach vor die Tür setzt. Neuerdings hat diese verführerische Idee auch einen Namen. Sie heißt "Elite-Bonds" und wurde von der Springer-Presse unters Volk gebracht.
Diese Elite-Bonds wären gemeinsame Staatsanleihen, die jene Euroländer herausbringen, die von den Ratingagenturen bisher die Bestnote AAA erhalten. Das wären Deutschland, die Niederlande, Finnland, Österreich, Frankreich und Luxemburg. Alle anderen Euroländer wären ausgeschlossen.
Die AAA-Staaten würden sich also hinter einer Brandmauer verschanzen, während der Rest der Eurozone in Flammen steht.
Schon der Titel "Elite-Bonds" ist verräterisch, denn diese Selbstüberhöhung zur "Elite" macht überdeutlich, was seine Erfinder treibt: nationalistische Egomanie.
Sie scheinen zu glauben, dass Deutschland seinen Reichtum allein sich selbst verdankt. Sie stellen sich die Bundesrepublik wie eine Insel vor, die autark ihren Acker bestellt. Das ist absurd.
Den Fans der Elite-Bonds scheint zu entgehen, wie desaströs die Konsequenzen wären. Der Euro wäre sofort tot - und würde in viele Einzelwährungen zerfallen. Denn die Elite-Bonds würden signalisieren, dass Italien, Spanien oder Belgien fallen gelassen werden. Diese Staaten wären dann umgehend bankrott, weil alle Investoren die Flucht ergreifen würden.
Die Bundesrepublik bliebe nicht verschont von dieser Kettenreaktion. So müssten die deutschen Banken ihre Kredite in der restlichen Eurozone weitgehend abschreiben - und wären ebenfalls insolvent. Der deutsche Export würde einbrechen und die Arbeitslosigkeit steigen.
Für einige Bundesbürger mag es verlockend sein, sich mit "Elite-Bonds" als etwas Besseres zu fühlen - nur leider wäre Deutschland dann pleite. Tolle Elite.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen