Kommentar Warnstreiks an Flughäfen: Bleiben Sie entspannt!
Fluggäste brauchen starke Nerven. Es gibt Flugabsagen, Flugverspätungen und nun auch noch die Warnstreiks der Beschäftigten im Niedriglohnbereich.
![Am Berliner Flughafen Tegel steht eine Menschenmenge mit gelben Westen Am Berliner Flughafen Tegel steht eine Menschenmenge mit gelben Westen](https://taz.de/picture/3169170/14/190107_Flughafen_Tegel_dpa.jpeg)
A n den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld hat das Sicherheitspersonal am Montagmorgen die Arbeit niedergelegt. 42 Flugverbindungen wurden gestrichen.
Die Lage, so ein Sprecher der Berliner Flughäfen, war „relativ entspannt“. Das ist eine gute Nachricht. Denn entspannt ist beim Fliegen eigentlich nichts mehr. Es verkommt immer mehr zur stressigen Massenabfertigung, die man möglichst schnell hinter sich bringt. Auch für das Bodenpersonal ist das keine Freude.
Verdi will mit dem Warnstreik ein besseres Angebot der Arbeitgeber für die rund 23.000 Beschäftigten im Bereich der Sicherheit an deutschen Flughäfen erreichen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Stundenlohns im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle auf 20 Euro.
Vom billigen Fliegen profitieren die Verbraucher direkt. Und man kann sagen: Preis schlägt Qualität, aber schlägt Preis auch die Flugsicherheit? „Die Mindeststandards werden noch eingehalten, aber wenn das so weitergeht und in einigen zehn Jahren wieder eine Stufe nach unten nivelliert wird, dann sehe ich keine positive Entwicklung“, sagt Robert Hengster, Bundesfachgruppenleiter von Verdi.
Fliegen ist immer billiger geworden. Die Tarifverträge bei Lufthansa, bei Easyjet, Air France und bei anderen Fluggesellschaften in Europa geraten in Deutschland unter Druck, weil sie unlauteren Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt sind. Und die Europäische Kommission treibt die Marktliberalisierung weiter voran. So werden soziale Standards in Europa abgebaut. Die Kosten bezahlen die Arbeitnehmer. Und wir, die fliegen.
Schlechter Service, schlecht gelauntes Personal, miese Massenabfertigung: In den Niedriglohnbereichen finden die Unternehmen nicht mehr genug Personal. In der Luftfahrt, speziell im Bodenverkehrsdienst Flugbereich gibt es 15 bis 20 Prozent Unterbesetzung. Wir sollten die Streiks der Beschäftigten schon deshalb entspannt aussitzen, damit das Fliegen sicher bleibt und nicht völlig zum unerträglichen Massenbetrieb verkommt.
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