Kommentar Waldbrände: Wildwuchs der Städte
Zersiedelung und Überbevölkerung machen Kalifornien anfällig für Waldbrände. Einzelne Bundesstaaten können aber wenig tun - die US-Regierung müsste aktiv werden.
Adrienne Woltersdorf, 40, berichtet seit 2005 für die taz aus Washington.
Seitdem der Hurrikan "Katrina" New Orleans verwüstet hat, wird gerne jede neue Wetterkatastrophe in den USA als Zeichen des drohenden Klimawandels gesehen. So auch die verheerenden Waldbrände in Südkalifornien. Doch: Waldbrände gehören dort genauso wie Erdbeben zu den normalen Bedrohungen. Bereits im vergangenen Winter hatten Experten vorhergesagt, dass der kalifornische Winter 2007/08 besonders trocken werde - und damit das Waldbrandrisiko steige. Bewohner müssten sich auf Evakuierungen einstellen.
Die beiden vorangegangenen Winter waren sehr feucht gewesen, was zum Wachstum von viel Unterholz und damit reichlich Feuernahrung führte. Der jährlich um diese Zeit einsetzende warme Fallwind, der "Santa Ana", bläst jedes Jahr wieder die entstehenden Feuer so richtig an. Eine unglückliche Mischung. Doch Pflanzen und Tiere der Region haben sich auf das Phänomen eingestellt.
Was nicht ins Bild passt, ist der Wildwuchs der Städte in die gefährdeten Regionen. Da in den USA jährlich mehr und mehr Menschen in attraktive Küstenregionen ziehen, wird dies nicht die letzte Evakuierung großen Ausmaßes bleiben. Kalifornien, dessen Gouverneur Arnold Schwarzenegger zu den US-Vorreitern in Sachen Klimaschutz gehört, ist sich der Gefahr durch Zersiedelung, CO2-Emissionen und Absenkung des Grundwasserspiegels wegen Überbevölkerung mehr als bewusst. Mit den US-weit strengsten Gesetzen versuchen die Kalifornier das zu regulieren.
Doch einzelne Bundesstaaten können nur wenig bewirken. Was fehlt, ist die koordinierende und richtungweisende Hand der US-Bundesregierung. George W. Bush hat erst kürzlich überhaupt zugegeben, dass mit dem Klima und den Folgen menschlichen Handelns etwas nicht stimmt. Nun ließ das Weiße Haus auch noch Dokumente zensieren, die Fakten zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels enthielten. Dümmer kann man es fast nicht mehr machen. Gut, dass diese Regierung in 14 Monaten abdanken wird, denn mit ihr ist in Sachen Umwelt wirklich kein Staat mehr zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!