Kommentar Wahlergebnisse: Das neue Wahlrecht wirkt

Das neue Wahlsystem setzt neue, richtige Anreize - für Politiker und Wähler. Wer gewählt werden will, muss nicht nur gut vernetzt sein in seiner Partei, sondern auch einen guten Draht zu den Wählern pflegen.

Ja, es stimmt: Mit 20 Kreuzen auf Stimmzetteln zu wählen, die umfangreich sind wie Schulhefte, wirkte kompliziert und war damit auch ein bisschen abschreckend. Meckern darüber war einfach. Doch vielleicht sollten sich die Skeptiker am Beispiel dieser Wahl genau angucken, was jetzt alles möglich ist. Denn nach der ersten Auswertung kann man feststellen: Das neue Wahlrecht wirkt und zeigt positive Effekte - die Mühe beim Wählen und Auszählen könnte sich also lohnen.

Die Wähler reden den Parteien bei den Listen erfolgreich rein, die seit Jahren immer wieder beklagte zu starke Macht von Parteigremien wird gemindert. Besonders bekannte Kandidaten oder in besonderer Weise im Wahlkampf aktive Politiker profitieren, ziehen in die Bürgerschaft ein, obwohl die Partei das nicht unbedingt wollte.

Das neue Wahlsystem setzt neue, richtige Anreize - für Politiker und Wähler. Wer gewählt werden will, muss nicht nur gut vernetzt sein in seiner Partei, sondern auch einen guten Draht zu den Wählern pflegen. Die Zahl der sicheren Listenplätze nimmt ab - sie hat sich im Vergleich zur letzten Wahl halbiert. Ein unabhängiger Geist in einer Partei zu sein kann sich plötzlich lohnen.

Und wer wählen darf, dem wird Frust erspart. Er muss keine Flügel mitwählen, die er nicht ertragen kann, kann Trends in den Parteien verändern.

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Jahrgang 1986. Arbeitet seit 2010 für die taz, zunächst als Volontär, jetzt vor allem für die Nord-Redaktion in Hamburg. Schwerpunkte: Politik und Gesellschaft in Schleswig-Holstein, Kirchen, Medien.

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