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Kommentar Wahl in FrankreichDie letzte Chance

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Der Erfolg von Macron ist ein Sieg der Lust auf das Neue. Er braucht nun aber auch die Hilfe der Europäer, um die Ausbreitung des rechten Gifts aufzuhalten.

Francois Hollande (r.) ist bald Schnee von gestern, aber ist Macron (l.) wirklich der heißeste Scheiß? Foto: reuters

D er Auftritt des Wahlsiegers war von einer ernsten Feierlichkeit geprägt. Emmanuel Macron scheint sich bewusst zu sein, dass er als Frankreichs Präsident nicht enttäuschen darf. Zu viel steht auf dem Spiel. Nicht nur für ihn und seine fast aus dem Nichts herbeigezauberte Bewegung, nicht nur für Frankreich, sondern auch für Europa, das am Sonntagabend mit einer immensen Erleichterung nach Paris geschaut hat. Wie viele dieser Nachbarn haben sich wohl gesagt: Das ist das Frankreich, wie wir es lieben.

Da gibt es die heitere und amüsante Seite: die jubelnde Menge vor der spektakulären Kulisse der Louvre-Pyramide, der gekonnt inszenierte Auftritt und der „Kennedy-Look“ des gewählten Präsidenten in einer historischen Umgebung. Mit seiner Kampagne hat dieser junge Mann mitsamt den bislang dominierenden Parteien die alte Politik, die so viel Ärger und Enttäuschung bereitet haben, vom Tisch gewischt. Sein Erfolg ist ein Sieg der Lust auf das Neue und damit eine fröhliche Absage an die Resignation.

Es gibt keinen Grund, diesen Enthusiasmus im Voraus zu diskreditieren. Denn erstens kann es Macron nur besser machen als seine Vorgänger, und zweitens war die politische Neugestaltung der verstaubten Fünften Republik längst fällig. Es war gerade diese notorische Immobilität, welche zuerst eine stille Wut und dann die Ausbreitung des rechtspolitischen Gifts gefördert hat. Der Front National bleibt in diesem Sinne ein Symptom eines nicht geheilten, nicht einmal diagnostizierten Leidens.

Trotz der Erleichterung über das klare Resultat kann niemand vergessen, dass dieses Land heute geteilt bleibt. Nicht nach dem Links-rechts-Schema, sondern mehr „Ihr da hinten, wir da vorne“ oder in Optimisten und Pessimisten, zufriedene Menschen im Licht und frustrierte Menschen im Schatten des Fortschritts. Diese Zweiteilung in der Gesellschaft und in den Köpfen ist das Haupthindernis für das Erneuerungsprogramm. Die extreme Rechte fühlt sich nicht geschlagen und lauert auf Fehler. Da Macron vielleicht Frankreichs letzte Chance ist, kann er die aktive Solidarität der Europäer brauchen.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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3 Kommentare

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  • "Lust aufs Neue"? Selten so gelacht.

     

    Macron wurde von den älteren, den besser gebildeten und den wohlhabenderen Franzosen des Südens, Westens und der Metropolen gewählt.

     

    Die jüngeren Franzosen (24% Jugendarbeitslosigkeit), die Abgehängten auf dem Land (vor allem in Nord- und Ostfrankreich), die Armen haben sich aufgrund ihrer allgemeinen Perspektivlosigkeit von Le Pens "France first" und ihrer "Anti-Establishment"-Kampagne verführen lassen.

     

    Ein Sieg der FN wäre eine politische Katastrophe gewesen, für das Land selbst und für Europa. Das macht aber aus dem großbürgerlichen Macron keinen Anwalt der Unterprivilegierten.

     

    Ganz und gar nicht.

  • Macron - eine neue Politik? Raider heißt jetzt Twix - das war's.

  • Neoliberale Ideologen wie Macron sind seit geraumer Zeit dabei, Europa gegen die Wand zu fahren. Nun sollen wir uns mit diesen Leuten solidarisch erklären?!? Deren einziges Ziel ist doch die Gewinnmaximierung an den Börsen und auf den Finanzmärkten. Die Menschen sind diesen Typen doch herzlich egal.