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Kommentar Völkermord in NamibiaSchluss mit dem Eiertanz

Kommentar von Tobias Schulze

Jetzt gelten andere Regeln: Mit der Armenien-Resolution war die Regierung unter Druck geraten, den Genozid in Namibia anzuerkennen.

Herero sind zum Gedenken an ihre Vorfahren am Rande der Omaheke-Wüste zusammengekommen (Archivbild von 2015) Foto: dpa

W as war das für ein Eiertanz. Da hielt die Bundesregierung die Verbrechen an den Herero und Nama bereits für einen Völkermord, verhandelte mit der namibischen Regierung schon über die Aufarbeitung dieses Völkermords, kündigte noch für dieses Jahr eine gemeinsame Erklärung über den Völkermord an – nur vor einem entscheidenden Schritt drückte sie sich: In der Öffentlichkeit wollte sie nicht von Völkermord sprechen, solange die Gespräche mit der namibischen Regierung laufen. Gut, dass sie nun umdenkt und den Genozid doch schon beim Namen nennt – wenn auch en passant.

Die Bundesregierung mag für ihr Zögern ja verständliche Gründe gehabt haben: dass sie den Weg der Aufarbeitung nicht einseitig gehen wollte, sondern gemeinsam mit Namibia; dass sie die Einstufung als Völkermord nicht in einem schnöden Rechtsakt begehen wollte, sondern in einem feierlichen Rahmen; wohl auch, dass sie die Rechtsfolgen eines vor­eiligen Schuldeingeständnisses fürchtete und zunächst in den bilateralen Gesprächen ein freiwilliges Wiedergutmachungspaket schnüren wollte.

Unter normalen Umständen hätten es diese Gründe sogar gerechtfertigt, noch einmal in die Warteschleife zu gehen. Nachdem der Völkermord nun ein Jahrhundert zurückliegt, kommt es auf sechs Monate mehr oder weniger eigentlich auch nicht mehr an.

Nur: Seit der Armenien-Resolution des Bundestags sind die Umstände nicht mehr normal. Denn damit hat sich der Bundestag schließlich selbst in die Position des moralischen Richters begeben, der Schuld und Sühne anderer bewertet.

Nicht dass diese Resolution gänzlich falsch war. Sie hat die Bundesrepublik aber in eine denkbar blöde Lage versetzt: Am Ende konnte sogar ein Despot wie der türkische Präsident Erdoğan den Deutschen vorwerfen, mit zweierlei Maß zu messen. Damit lag er nicht mal komplett falsch. Und damit ist es nun zum Glück vorbei.

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22 Kommentare

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  • Es geht nicht um Bestrafung sonder um die Rückgabe des gestohlenen Landes auf der einen Seite und um die Umnutzung des aus der Kolonialpolitik und dem Völkermord resultierenden Profits zum Aufbau in den betroffenen Regionen.

    Ich würde an eine Veränderung des Erbrechts denken, die die Rückgabe des aus des aus Ausbeutung resultierenden Profits an die Gesellschaft dient. Als Beispiel fällt mir die Übertragung der dm-Drogeriemarktkette an eine Stiftung ein. Dabei gilt wohl im besonderen das Zitat des dm-Gründers Götz Werner "Meine Kinder leiden deswegen nicht, im Gegenteil, die werden gefördert, indem sie sich selbst beweisen müssen." und Kinder hätten, laut Werner, einen Anspruch einen guten Start ins Leben, "aber nicht darauf, dass Eltern für den lebenslangen Wohlstand ihrer Nachkommen sorgen".

    • @TobiasK:

      Öhm...die deutschen Kolonien haben aber keine Profite abgeworfen...die waren allesamt reine "Minusgeschäfte"

      • @Mephisto:

        "minusgeschäfte" - für wen?

        Sie denken an den Staat. Warum waren es aber Minusgeschäfte für den Staat?

        Weil er viel Geld für Waffen, Schiffe und Betreiber und vieles mehr ausgeben musste, um Leute nach Südwestafrika zu bekommen, die dort Häuser bauen, die Herrschaft durch- und Land besetzen.

        Diese Ausgaben waren die Einnahmen deutscher Firmen, die dadurch einen z.T. bis heute wirksamen Aufschwung erfuhren. Die Erben der Besitzer profitieren heute deutlich von diesem Minusgeschäft des Kaiserreichs. Der Landbesitz in Namibia heute lässt sich ohne die erste Kolonialzeit nicht verstehen.

         

        Es geht also weniger um eine Entschädigung Namibias (das Mehrheitsvolk sind die Ovambo, die damals nicht im dt. Herrschaftsgebiet lebten) durch die BRD - hier reicht die offizielle Anerkennung. Sondern ggf. (vielleicht, evtl., als Möglichkeit) um die Entschädigung der Nama und Herero als Gruppen durch die Erben der deutschen Profiteure.

        Wäre ne feine Sache.

    • @TobiasK:

      Ich hatte vergessen den zitierten Spiegel-Artikel zu verlinken: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/grossspende-dm-gruender-uebertraegt-vermoegen-an-stiftung-a-712007.html

      • @TobiasK:

        "...die Umnutzung des aus der Kolonialpolitik und dem Völkermord resultierenden Profits..."

         

        Ihnen scheint entgangen zu sein, dass der Profit in den verschiedenen Pleiten der letzten 100 Jahre längst verloren gegangen ist.

         

        Natürlich ist es sinnvoll, wenn wir Völkern helfen, mit den Folgen des Kolonialismus fertig zu werden. Aber das sollten wir tun, weil wir es wollen, nicht weil irgend jemand eine schiefe Rechnung aufgestellt hat. Oder wie wollen Sie ernsthaft berechnen, wie viel Geld die kurze Kolonialherrschaft des Kaisers für wen abgeworfen hat und wer das Geld heute besitzt?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "...Ihnen scheint entgangen zu sein, dass der Profit in den verschiedenen Pleiten der letzten 100 Jahre längst verloren gegangen ist..."

           

          Ihnen scheint entgangen - daß es nicht ausreicht - keine Gedanken zu haben -

          Man muß auch unfähig sein - sie auszusprechen - wie Wolfgang solchenfalls anzumerken wußte.

          • @Lowandorder:

            Es ist nicht nötig, zu betonen, dass es Ihren Beiträgen meist an eigenen Gedanken mangelt. Oder wollten Sie doch etwas zum Thema beitragen?

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Der Kinnhaken ging aber so was von daneben...

              • @571 (Profil gelöscht):

                Und ich dachte, hier würde ernsthaft diskutiert...

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  gern nochmals -

                  "Dachte sind eben keine Lichte;)"

              • @571 (Profil gelöscht):

                ;))

                 

                Jaja - "Wir sind Papst!"

                Soo häufig missverstanden!;)

                Schlägt der alte Bola-Gaucho

                Doch - doch - gekonnt&alteSchule -

                Den uppercut! - Jedenfalls

                Wg Muttern;) - Bei Schwester -

                Der Kopfstoß schwer gebräuchlich ist.

                Kinnhaken aber - besonders als

                Heumacher - komplett aus!

                Aber sowas von!;()

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Nö - denke nich - hier hams dess doch gut verstanden - Asche zu Asche;)

              Wolfgang Neuss hat das nur was länger - ausgedrückt;)

  • "Aber Rechtsfolgen kann und darf das nicht haben, da die Täter längst tot sind und das Kaiserreich nicht mehr existiert. "

     

    Rechtlich wohl falsch. Die B-Republik ist Rechtsnachfolger. Das bezieht sich auf alle Forderungen und Verpflichtungen.

  • Mit Verlaub Herr Tobias Schulze - ich wiederhole das zwar ungern nochmal -

     

    "…Es bleibe allerdings bei der Position, dass allein aus der Verwendung des Völkermordbegriffs keine Rechtsfolgen für Deutschland entstünden.…"

     

    Das genau ist des Pudels Kern -

    Des durchgängigen erbärmlichen

    Verhaltens BRDs&'schlands.

    Enschließlich & insbesondere gipfelnd

    In der Vermeidung eines Friedensvertrages

    (Da waren die Ossis - zum Grundlagenvertrag aber was platt

    "…wie der Teufel das Weihwasser scheuend!!")

    Post WK II & der Umsetzung des Londoner Schuldenabkommens

    Bis heute - Massaker wie Distimo usw inclusive!

    Griechenland über Kredite&Zinsen knechten -

    Aber die Verhandlungskommission

    Tsipras & Co - vorab! zwingen -

    Ein Revers zu unterschreiben - daß sie sich bis auf weiteres

    Verpflichten die (völlig berechtigten & unstrittigen)

    Reperationsfoderungen wg SS/Wehrmachtsmassaker

    in Höhe von 200 Mird. plus - fällig zu stellen!

    Gröfimaz Schäubles Nachtlektüre läßt einmal mehr grüßen! http://www.zeit.de/2...s_Nachtlektuere http://m.welt.de/wel...htlektuere.html http://home.arcor.de...epenschmitt.htm

     

    So geht das.

    • @Lowandorder:

      Verehrter L&O: Auch ich wiederhole mich nur ungern aber manchmal muß es sein drum, was ich bereits zum hier nur kommentierten Artikel schrieb, erneut:

       

      @LOWANDORDER / @http://taz.de/!ku3495/ (habe bisher immer LAW statt LOW gelesen) - erstmals verstehe ich, wie mir scheint, 99% Ihrer Worte - und mit diesen bin ich 100% d'accord. Zur Ergänzung:

       

      Im neuen groSSdeutschen Staatsfernsehen gibt es m.E. (neu-doitsugo: IMHO) nur eine Kabarett-Sendung ohne Anti-Rußland-Kurs (Marketingtechnisch geprochen: Ein Alleinstellungsmerkmal) und das ist 'Die Anstalt'. Die Sendung könnte man auch sonst in bezug auf Merkel & Co. regimekritisch nennen (zumindest, nachdem der Merkel-Versteher Priaul raus ist... schade um Pelzig/Sparwasser).

       

      'Die Anstalt' über NeugroSSdeutschland versus Griechenland: https://www.youtube.com/watch?v=FbRKcwhRKhc

    • @Lowandorder:

      "…Es bleibe allerdings bei der Position, dass allein aus der Verwendung des Völkermordbegriffs keine Rechtsfolgen für Deutschland entstünden.…"

       

      Völlig richtig. Es ist wichtig, die damaligen Verbrechen beim Namen zu nennen. Aber Rechtsfolgen kann und darf das nicht haben, da die Täter längst tot sind und das Kaiserreich nicht mehr existiert.

       

      Seit wann ist es Recht, dass Menschen für die Taten ihrer Vorfahren bestraft werden sollen? Oder gibt es eine Art immer währender Schuld auf Grund der Geburt?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Mit Verlaub - Sie vermischen da Sachverhalte miteinander - die nicht zusammengehören - um die individuelle Schuld von Individuen geht es nicht (Erbschuld/Bibel-slang etc) & Staaten stehen völkerrechtlich in Kontinuitäten - oder können das -

         

        Anyway - Denken kann helfen - doch -

        hier z.B.

         

        Deutsche Welle

         

        "...Die Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück. Das Auswärtige Amt betont, dass alle Bundesregierungen seit der Unabhängigkeit Namibias die historische, politische und moralische Verantwortung Deutschlands gegenüber Namibia zum Ausdruck gebracht hätten. Man komme dieser insbesondere durch eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit nach.

         

        "Rechtlich gesehen würde eine Entschuldigung ein Schuldeingeständnis sein, was die Türen für weitere Forderungen öffnen würde", erklärt der Politologe Henning Melber und vermutet: "Wenn Deutschland tatsächlich Reparationen zahlen würde, wäre dies ein Präzedenzfall und andere ehemaligen Kolonialmächte würden unter Druck geraten, nachzuziehen."

        http://m.dw.com/de/namibische-forderungen-nach-reparation-bleiben/a-17511393

        ps - auch könnte Ihnen aufgefallen sein -

        Daß ich a weng über den "Tellerrand" gesehen & die 'schlandsche Kontinuität beleuchtet habe.

        Auch das schärft den Blick!

        • @Lowandorder:

          "...Sie vermischen da Sachverhalte miteinander - die nicht zusammengehören - um die individuelle Schuld von Individuen geht es nicht..."

           

          Das kann man nicht so genau trennen. Wie sollten denn rechtliche Folgen aussehen? Letztlich würde es auf Zahlungen hinauslaufen. Und da wir keinen Sparstrumpf aus Kaisers Zeiten unter dem Kopfkissen liegen haben, müsste das Geld von den heutigen Bürgern der Bundesrepublik kommen. Man kann einen Staat nämlich nicht wirklich bestrafen. Die Strafe trifft immer die Bürger, denn sie sind der Kern des Staates.

           

          Besonders absurd wird die Sache, wenn man bedenkt, dass in D mittlerweile viele Menschen leben, deren Vorfahren vor über hundert Jahren noch gar nicht in D waren. Warum sollte z.B. Mesut Özil mit seinen Steuern eine Strafe an Namibia finanzieren?

           

          Wenn sich die Auffassung durchsetzt, dass Nachfolger früher existierender Staaten für deren Verbrechen haften, obwohl sie unter ihren Bürgern keinen einzigen der Täter mehr haben, dann zahlen die Einwohner Roms bald für die Zerstörung Jerusalems. Von den armen Mongolen wollen wir in diesem Zusammenhang lieber gar nicht erst sprechen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Da die Nachfahren der Eroberer ja zum Teil immer noch in Namibia sitzen und es sich dort vergleichsweise gut gehen lassen, und da die mit billigen Namibischen Rohstoffen aufgebauten Großindustrie in Deutschland ja teilweise auch noch existiert, und ebenfalls vererbt wurde, macht es in diesem Fall definitiv Sinn über einen Ausgleich zu sprechen.

         

        Dabei wäre es natürlich wichtig die Kosten nicht auf die Deutsche Gesamtzbevölkerung umzulegen, sondern gezielt auf die Profiteure. Wenn die 2.3 Millionen reichsten Deutschen jeweils ihr Vermögen mit den 2.3 Millionen Namibiern teilen (50/50 erscheint mir Vernünftig), könnte man vielleicht zu einem gütlichen Ende der Kolonialpolitik gelangen.

        • @ShieTar:

          "...Wenn die 2.3 Millionen reichsten Deutschen..."

           

          Warum ausgerechnet die? Und der oder die 2.300.001ste zahlt nichts? Das ist richtig gerecht!

           

          Zum Rest hat HJ schon genug gesagt.

        • @ShieTar:

          @SHIETAR

           

          Wenn Sie schon einmal in Namibia gewesen wären wüssten Sie das dies nicht stimmt, denn mit dem Abzug der Südafrikaner endete diese Ära und der Großteil der weißen Großgrundbesitzer wurde enteignet.

           

          @Ewige Schuld:

           

          Dass würde uns ja nichts kosten denn, so können wir Italien + halb Europa (Römisches Reich), die Mongolei (Hunnen) oder die Franzosen (Bonaparte) verklagen und dass Geld gleich weiter geben.