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Kommentar Vergabe der Fußball-EM 2024Menschenrechte verrechnet

Kommentar von Johannes Kopp

Bei der EM-Vergabe triumphiert Deutschland. Kein Wunder: Der Konkurrent hieß Türkei, da konnte selbst der DFB nicht verlieren.

Die helle und die dunkle Seite der Macht im deutschen Fußball – zuordnen müssen Sie aber selbst Foto: Reuters

D eutschland hat vom europäischen Fußballverband erstmals den Demokratiepreis im schweizerischen Nyon verliehen bekommen. So könnte man überspitzt die Vergabe der Fußball-Europameisterschaft 2024 vom Uefa-Exekutivkomitee an Deutschland interpretieren.

Schließlich wurde der Gegenkandidat, die Türkei, von vielen Beobachtern bereits vorab vor allem aufgrund der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen des Erdoğan-Regimes als nicht vermittelbar disqualifiziert. Auch von der Uefa gab es deshalb im Evaluierungsbericht schlechte Noten.

Als vor gut einem Jahr die Uefa bekannt machte, man wolle die Menschenrechtslage bei der Gastgeberauswahl seiner Turniere zu einem entscheidenden Kriterium machen, bemerkte deren Präsident Aleksander Čeferin: Die Verteidigung der Menschenrechte habe für die Uefa höchste ­Priorität.

Geraten jetzt also autoritäre Regime wie Russland und Katar beim Buhlen um sportliche Groß­ereignisse ins Hintertreffen? Mitnichten. Die ökonomisch instabile Lage in der Türkei dürfte den Ausschlag gegeben haben.

Eine Win-win-Situation

Die Euro 2024 in Deutschland verspricht für die europäischen Fußballverbände größere Profite. Sie handeln weiter wie Wirtschaftsunternehmen und nicht wie Menschenrechtsorganisationen. Wenn sich allerdings ökonomische Gewinne noch mit menschenrechtlicher Unbedenklichkeit kombinieren lassen, ist das eine Win-win-Situation. Eine Chance, die bei der Wahl für Russland und Katar so nicht gegeben war.

Die Versuche in der Türkei, auf die rassistischen Begleiterscheinungen bei der Özil-Affäre und auf das unsägliche Verhalten von DFB-Präsident Grindel zu verweisen, blieben wirkungslos. Der Mann, der den Rücktritt von Özil aus der Nationalmannschaft und viel mehr noch die abnehmende Integrationskraft des deutschen Fußballs mitzuverantworten hat, geht gestärkt aus dieser Wahl hervor.

Grindel hat mit seiner Prognose, dass diese Affäre sich bei der Entscheidung nicht negativ auswirken wird, recht behalten. Die Uefa-Funktionäre mögen sich wie Amnesty-International-Aktivisten gebärden. Am Ende zählen andere Dinge.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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3 Kommentare

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  • Mal abgesehen von den ewigen Vollpfostenvereinigung DFB ist ja die Wahl für Deutschland eindeutig und Nachvollziehbar.

  • So bastelt man als Autor an Mythen.

    Natürlich wirkte sich die angebliche "Affäre" Grindel nicht negativ aus. Die UEFA wird das eher für normal halten.

    Erdogan hätte selbst niemanden in der Nationalmannschaft lassen, der kurz vor der WM Merkel in T-Shirts mit "meiner Kanzlerin" öffentlichkeitswirksam schenkt, aber sich nicht mit ihm ablichten lassen will.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @rero:

      ...Grindel ist (noch) nicht Erdogan und Erdogan ist nicht Grindel.



      Ausserdem spielt Gündogan noch immer in der Nationalmannschaft. Er, und nicht Özil, war es, der Erdogan ein T-Shirt mit "für meinen Präsidenten" geschenkt hat.