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Wirkt die Drohung wirklich? Ich glaube eher kaum.
"Beschäftigten in Deutschland geht es ziemlich gut – trotz allem. Das liegt auch daran, dass ein großer Teil der miesen und billigen Produktion von Konsumgütern in ärmere Länder ausgelagert wurde. Die hiesigen Bürger*innen und Verbraucher*innen profitieren von dieser Art der Globalisierung. Wohlstand und Lebensqualität bei uns basieren auf Armut und Umweltzerstörung in anderen Teilen der Welt."
Selten bin ich so enttäuscht worden, wie hier, flapsig gesagt, selten so tief traurig gelacht. Die zugänglichen Befunde sprechen gegen die mE ideologisch geprägte Aussage des Autors.
@Gerhard Krause Enttäuschung hat was mit Täuschung zu tun... daß Sie sich täuschen, ist also grundsätzlich ausgeschlossen? Es ist gibt in der Tat einen Zusammenhang zwischen hiesigem Reichtum und Armut in den ehemaligen Kolonien. Oder glauben Sie ernsthaft, daß seit den Zeiten der East India Company und anderer Handelsgesellschaften Großkonzerne zum Wohle der dortigen Bevölkerung unterwegs sind. Von welchen "Befunden" lassen Sie sich denn leiten?
@96177 (Profil gelöscht) Deutsche oder Deutschland seien schuldig oder Profiteure des Unglückes anderer.. das ist mir persönlich als Wissenschaftler zu sublim.
Ich empfinde eine solche Sprache als moralisch unmöglich bzw. deplatziert und irgendwie auch schafsdoof.
Weder ich noch Sie sind Deutschland oder die Deutschen, und ich lasse mich beispielsweise von Zahlen und Statistiken leiten.
Die Arbeitslosenzahlen, das Einkommen, die Einkommensunterschiede, die Vermögensunterschiede.. all das spricht gegen ein Profiteurentum "Deutschlands" oder "der D(d)eutschen (Arbeitnehmer)", sondern für die Nährung des Wohlstandes einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Menschen, u.a. hier im Lande. Im Übrigen verweise ich auf die Publikationen der Koll. Hartmann und Bontrup.
@Gerhard Krause sind zwei völlig verschiedene Ebenen... die koloniale Ausbeutung schafft in der Tat die Grundlage der Industrialisierung Europas. Ohne diese imperiale Phase der Plünderung, die die Ausblendung der Greuel, der Verelendung und der Völkermorde bis heute ganz offensichtlich voraussetzt, ist der Reichtum Europas undenkbar.
Hierzu legen jede Menge Wissenschaftler Zeugnis ab. Nachfolgeorganisation der imperialen Struktur sind IWF und Weltbank.
Mit "Schuld" hier gar nichts anfangen. Wohl aber mit historisch geschaffenen Strukturen.
Die deutschen Arbeitnehmer jedenfalls sind - dank einer Politik, die Strukturen installiert hat, die von unten nach oben umverteilen, z.B.der Installierung des größten Niedriglohnsektors in Europa - Verlierer der neoliberalen Politik des Lohn- und Sozialdumpings. Und es gibt die wenigen Profiteure, deren obszös gewachsene Vermögen mit eben diesen Strukturen, nicht aber mit eigener "Leistung" zu tun hat. Insofern könnte man sagen, wiederholt sich imperiale Geschichte noch einmal auf anderer Ebene.
@96177 (Profil gelöscht) Ihre Aussage passt leider nur als Rahmen. In ihr wohnt leider keine (kaum) Schärfe.
Ihren Ergebnisbefund teile ich unter dem (sprachlichen) Vorbehalt, dass die von Ihnen angesprochenen Armen der wohl schärfsten Form von Armut unterliegen und auch eine bestimmbare Menge hiesiger Arbeitnehmer, seien die Deutsche oder Drittstaatsangehörige, der Armut unterliegen.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Kommentar Verantwortung für Firmen: Schon die Drohung wirkt
Deutsche Textilhersteller sollen soziale Standards nicht nur propagieren, sondern auch weltweit umsetzen. Das Gesetz wäre ein Fortschritt.
Eine Textilarbeiterin in Bangladesch näht Pyjamas für den europäischen Markt Foto: picture alliance
Ein erstaunlicher Gesetzentwurf kommt da aus dem Haus von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Einheimische Unternehmen sollen soziale Standards und Menschenrechte nicht nur in hübschen Berichten und wohlklingenden Werbeslogans propagieren, sondern weltweit umsetzen. Das würde der Wirtschaft erhebliche Mühen und Kosten verursachen. Eine Frage ist nun, ob Müller sein Vorhaben ernst meint.
Beschäftigten in Deutschland geht es ziemlich gut – trotz allem. Das liegt auch daran, dass ein großer Teil der miesen und billigen Produktion von Konsumgütern in ärmere Länder ausgelagert wurde. Die hiesigen Bürger*innen und Verbraucher*innen profitieren von dieser Art der Globalisierung. Wohlstand und Lebensqualität bei uns basieren auf Armut und Umweltzerstörung in anderen Teilen der Welt.
Müller betrachtet diesen Widerspruch als Problem – und den Hinweis auf die christlichen Werte im Namen seiner Partei als politische Verpflichtung. Kurz nach seinem Amtsantritt vor fünf Jahren gründete er das Bündnis für nachhaltige Textilien, mit dem er die Mitgliedsfirmen dazu bringen will, soziale und ökologische Standards der globalen Produktion zu erhöhen.
Diese Veranstaltung ist bisher im Wesentlichen freiwillig. Deshalb dauert alles ziemlich lange. Gemessen an seinen öffentlichen Äußerungen ist Müller darüber zunehmend verärgert – deshalb jetzt dieser Gesetzentwurf. Zwei Varianten sind nun möglich. Der Text könnte als Drohkulisse dienen, um den Bekleidungskonzernen und anderen Branchen auf die Sprünge zu helfen. Oder dem Minister ist daran gelegen, das Gesetz auch gegen Widerstände tatsächlich durchzudrücken.
Das würde nicht einfach. Wirtschaftsorganisationen wie der Gesamtverband Textil und Mode dürften schon dabei sein, die Messer zu wetzen. Patrick Zahn, Chef des Textildiscounters Kik, ist einer der wenigen Manager, die ein solches Gesetz gutheißen. Aus dem Prozess gegen sein Unternehmen wegen des Fabrikbrandes in Pakistan 2012 hat er den Schluss gezogen, dass er nicht alleine für die Missstände in der globalen Textilindustrie am Pranger stehen möchte. Alleine diese Einsicht eines Unternehmers zeigt, welchen Fortschritt das Gesetz bedeutete, käme es durch.
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Kommentar von
Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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