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Kommentar Urteil Jonny K.Das Andenken in Ehren halten

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Das Urteil im Fall Jonny K. ist gesprochen. Einfache Antworten führen nicht weit. Alltägliche Präventionsarbeit hingegen schon.

Kleine Geste: Die Schwester von Jonny K. im Gerichtssaal. Bild: reuters

Z wei bis viereinhalb Jahre für ein Menschenleben? Für die Angehörigen des Opfers und Teile der Öffentlichkeit mag die Strafe gering erscheinen. Dabei ist sie, weil kein Alleintäter ermittelt werden konnte, sogar vergleichsweise hoch ausgefallen. Doch welche Strafe ist schon angemessen, wenn ein junger Mensch wie Jonny K. sein Leben verloren hat?

Der gewaltsame Tod des jungen Thaideutschen hat auch deshalb solche Schockwellen ausgelöst, weil er sich an einem Ort ereignet hat, den tausende Menschen jeden Tag passieren. Der Tatort Alexanderplatz, mitten in Berlin, ließ viele fragen: Hätte es auch mich erwischen können?

Darin ähnelte er dem Fall Dominik Brunner, der 2009 an einem S-Bahnhof in München von zwei jugendlichen Schlägern so heftig attackiert wurde, dass er an Herzversagen starb. Auch diese Tat, an einem öffentlichen Ort, löste bundesweit Entsetzen aus.

Im Fall Jonny K. kam aber hinzu, dass es sich bei den Tätern um türkischstämmige Jugendliche handelte. Nicht zu überhören waren deshalb die unverhohlen rassistischen Untertöne im Kondolenzbuch, in Onlineforen und in der Berichterstattung der Boulevardmedien, die den Haupttäter gar zum „Killer“ stilisierten. Sie beschmutzen das Andenken an Jonny K..

Doch welche Reaktion auf dessen Tod wäre angemessen? „Wir fordern Veränderung“, lautet das Motto des Vereins „I am Jonny“, den dessen Schwester Tina K. ins Leben gerufen hat. Prominente Schauspieler, Sportprofis und Musiker haben sich dieser Forderung angeschlossen. Aber mit welchem Ziel?

Klar ist nur, dass einfache Antworten wie „mehr Videoüberwachung“ nicht weit führen. Sondern nur die alltägliche Präventionsarbeit im Kleinen, auch wenn sie mühsam und oft unglamourös ist.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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9 Kommentare

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  • „Nicht zu überhören waren deshalb die unverhohlen rassistischen Untertöne“:

     

    Hr. Bax möge sich doch nur mal vorstellen, deutsche Jugendliche hätten einen Türken totgeschlagen.

    Der Botschafter wäre vor Ort, Erdogan käme extra aus dem Urlaub, Merkel würde genötigt, sich öffentlich zu entschuldigen, usw.

     

    „ Klar ist nur, dass einfache Antworten wie „mehr Videoüberwachung“ nicht weit führen.“:

     

    Im Gegenteil: es gäbe Klarheit über Tathergang und Haupttäter.

     

    „Sondern nur die alltägliche Präventionsarbeit im Kleinen, auch wenn sie mühsam und oft unglamourös ist“:

     

    Sorry Hr. Bax, aber das ist hohles Geschwätz.

    Wie bitteschön wollen Sie denn solche testosterongeschwängerten Supermachos erreichen???

    Wie stellen Sie sich solche „Präventionsarbeit im Kleinen“ vor?

    Wär schön, wenn Sie das mal näher erläutern würden!

    .

    Das einzige vor dem solche Typen Schiß haben sind lange Haftstrafen und Abschiebung.

  • S
    Starost

    "Diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude sind uns willkommen, sie sind eine Bereicherung für uns alle."

  • P
    Pill

    Das was das Andenken des Opfers beschmutzt ist der Artikel.

     

    Hier geht es nicht um soziale Problemfälle sondern um knallharte und menschenverachtende Übergriffe wie ich sie selbst schon des öfteren miterleben "durfte". Mehrere schlagen auf einen ein und nehmen so bewusst den Tod des Opfers in Kauf. Das ist weiß Gott nicht weit vom "Killer" entfernt.

     

    So können nur Personen reden, die sich noch nicht in solchen Situationen befunden haben.

     

    Dementsprechend sollten sie sich zurückhalten und ihrer Präventionsarbeit nachgehen aber sich ganz dringenst aus der Sanktionierung und Bewertung solcher Straftaten heraushalten.

  • UU
    Udo U.

    Der vierte Absatz ist abscheulich, Herr Bax!

  • W
    Wasert

    Jetzt, wo sich die schlimmen Befürchtungen bestätigt haben, darf nicht einfach zum Alltag übergegangen werden. Die Fragen müssen wieder und wieder gestellt werden:

     

     

     

    > Warum ist die Gewalt ganz offensichtlich politisch gewollt?

     

    > Gibt es ein Kartell aus Medien-Appeasement und rechtsbeugender Justiz?

     

    > Warum schweigt sich die Presse allgemein peinlich über die Herkunft von Tätern aus?

     

    > War Kirsten Heisig unbequem für die Berliner Justiz?

     

    > Gibt es nicht bereits eine schleichende Überfremdung?

     

    > Gab es nicht bereits Warnungen einiger Spitzenpolitiker in der Vergangenheit, und warum

     

    werden diese mittlerweile in der Meinungsbildung bewußt übergangen oder verteufelt?

     

    > Welche Rolle nimmt Erdogan ein, wenn er u.a. "deutsche Türken" als seine Landsleute gezielt

     

    zur Nichtintegration auffordert?

     

    > Werden Deutsche eines Tages fremd im eigenen Land sein, bzw. sind sie es teilweise heute

     

    schon?

     

    > Sind Deutsche nicht längst Versuchskaninchen in einem großangelegten sozialen Experiment

  • Unglamouroes ist dann allerdings auch die Benennung von Nationalismus und Religionsnationalismus aufseiten derer, die sich hinter eigenen schlechten Erfahrungen verstecken und gleichzeitig gegenueber ihren eigenen Verhaltensweisen bewusst ignorant sind.

  • T
    Tramp

    "Dabei ist sie, weil kein Alleintäter ermittelt werden konnte, sogar vergleichsweise hoch ausgefallen."

     

    Denk mal nach, bevor du schreibst. Oder wärst du auch dann dieser Meinung, wenn eine Horde Glatzen einen Türken totgetreten hätten?

  • W
    Wilhelmsburger24

    Beim Brunner-Prozess war der Haupttaeter 18 Jahre alt und bekam 9 Jahre und 8 Monate - und der 17-jaehrige "Begleiter" bekam 7 Jahre.

     

     

     

    Hier waren die Taeter aelter, alle volljaehrig - und bekommen dennoch nur einen Bruchteil als Strafe.

     

     

     

    Das ist wohl der Migrantenbonus.

     

     

     

    Und die TAZ, die in den 80-er Jahren das Hausblatt der Paedophilen gewesen ist und denen einen Platform zur Veroeffentlichung gegeben hat, wagt tatsaechlich die Formulierung von "Andenken beschmutzen", wenn die Herkunft der Taeter genannt wird.

     

     

     

    Einfach nur widerlich.

  • E
    Enri

    ...einer der Verurteilten hat der Schwester des Ermordeten nach der Urteilsverkündung den Stinkefinger gezeigt...

     

     

     

    Das ist der passende Kommentar zu diesem Urteil - nicht der von Herrn Bax!

     

     

     

    Einfach nur unfassbar!