Kommentar Uniproteste: Jenseits vom Tannenbaum
Die Uni-Besetzungen sind zwar vorbei. Doch die Bildungsproteste werden weitergehen – zumindest in den Köpfen.
N un auch noch die Uni München: Nachdem 22 besonders wackere StudentInnen selbst über die Feiertage statt mit Gans und Tannenbaum bei Mutti im kalten Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität ausgeharrt haben, ist es mit der Räumung Montag früh nun auch in der bayerischen Landeshauptstadt mit dem Streik vorbei. An den meisten anderen Unis hatten die Studierenden bereits vor den Feiertagen die Institutsräume verlassen. Damit scheint sich die Erfahrung vergangener Streiks zu bestätigen: Mit Beginn der Festtage ist es mit den Protesten vorbei. Doch wird damit das Thema Bildung aus der öffentlichen Debatte verschwinden? Mitnichten.
Denn der aktuelle Kampf um das Recht auf Bildung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass an den Unis viel autonomer entschieden wurde, wie und in welcher Form protestiert wird. Anders als bei vergangenen Aktionswochen, die mehr oder weniger zentral ausgerufen und bei denen einheitliche Durchhalteparolen ausgegeben wurden, lässt sich derzeit eher vermuten, dass an der einen oder anderen Uni die Proteste im Januar wieder aufflammen.
Es tut auch gar nichts zur Sache, Erbsenzählerei der Art zu betreiben, mit wie viel bestreikten Unis noch von einem bundesweiten Bildungsstreik die Rede sein kann. Der Studigeneration 2009 ist es gelungen, eine grundsätzliche Debatte anzustoßen und in der Gesellschaft zu verankern. Endlich sehen sich Bildungspolitiker nicht mehr nur als bürokratische Erfüllungsgehilfen der EU, sondern hinterfragen Bologna-Prozess und Bachelor. Und auch den Profs ist klar geworden: Die StudentInnen und die Lehre müssen in den Mittelpunkt rücken.
Die Bildungsproteste gehen also weiter - selbst wenn vorerst nicht in Form von Institutsbesetzungen, dann zumindest in den Köpfen.
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