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Kommentar UgandaSchwelbrand im Musterland

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Uganda ist trotz aller Lücken ein Fortschrittsmodell. Kann Präsident Museveni die jüngsten ethnischen Konflikte nicht in Schach halten, wäre das fatal für ganz Afrika.

S eit Ugandas heutiger Präsident Yoweri Museveni 1986 als Rebellenführer die Macht ergriff, hat Uganda gigantische Schritte nach vorn gemacht. Damals, nach der Diktatur Idi Amins und der sich anschließenden Bürgerkriege, ähnelte das Elend in Uganda dem im Kongo heute. Inzwischen ist das boomende Land trotz aller Lücken ein Fortschrittsmodell für Afrika. Die blutigen Unruhen in Kampala drohen dieses Modell zu zerstören.

Jahrzehntelang hatte Museveni die Überwindung ethnisch polarisierter Politik zu seinem wichtigsten Ziel erklärt. Dafür schränkte er politische Freiheiten ein, um rein ethnischen Interessen keinen Raum zu geben. Aber Uganda ist ein Vielvölkerstaat mit einer jahrhundertealten Geschichte stolzer Königreiche. Keines war stolzer als das mächtige Buganda mit der Hauptstadt Kampala, das die britischen Eroberer Ende des 19. Jahrhunderts als hochentwickelt bestaunten.

Buganda verbündete sich mit den Briten und wurde zum Herzstück der britischen Kolonie Uganda. Nach der Unabhängigkeit 1962 aber wurde die Monarchie abgeschafft, und Uganda versank im Chaos. Die Baganda halfen schließlich Museveni in seinem erfolgreichen Guerillakrieg, und als Belohnung führte Museveni 1993 die alten vorkolonialen Königreiche wieder ein. Doch den von Buganda gewünschten Föderalismus lehnte Museveni ab, und in letzter Zeit hat er bei Streitereien Partei gegen Buganda ergriffen. Als Ergebnis steht Ugandas Politik wieder ethnisch gespalten da.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im taz-Auslandsressort.

Das wäre nicht passiert, wenn die Lebensumstände der Bevölkerung mit den Ambitionen Musevenis Schritt gehalten hätten. Aber Uganda bleibt ein Land mit krasser Armut und tiefen sozialen Ungleichheiten. Hat sich Modernisierer Museveni zu weit von der Lebensrealität seiner Bürger entfernt, als dass er neuen, brutaleren Formen der politischen Identitätsfindung Einhalt gebieten kann? Diese Frage ist eine Zukunftsfrage für ganz Afrika. Die Antwort liegt auf den Straßen Kampalas.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.

2 Kommentare

 / 
  • DA
    Dr. Arndt Embacher

    Uganda ist tatsächlich das Vorzeige-Beispiel, wie ein Land in Afrika aus dem Chaos in einigermaßen stabile Verhältnisse findet. Dass es aber nach wie vor so arm ist, liegt meines Erachtens weniger an der "Schwäche" Ugandas oder das sich Museveni zum Autokraten entwickelt.

    Vielmehr ist es doch das globale kapitalistische System, das die sogenannten Dritte-Welt-Staaten nicht am Wohlstand partizipieren lassen.

    Meine These: Hätte Museveni seit Mitte der 80er Jahre die vollen Entwicklungemöglichkeiten gehabt, dann wären Armut und soziale Disparitäten längst nicht so ausgeprägt. Und: Wohlstand fördert Demokratie.

    Fazit: Hoffentlich bringt die Tatsache, dass Amerika einen Präsidenten mit Wurzeln in Afrika hast, die armen Länder in Afrika endlich vorwärts.

  • Z
    Zoegling

    Wo bleiben die Hintergrundinformationen?

    Wieso informiert der Autor nicht ueber das Speiel mit der Verfassung, die nur zwei Amtsperioden eines Praesidenten zuliess, die Wahlmanipulationen, die Hinwegsetzung ueber den surpreme court etc.

     

    Ein so interessantes Thema verdinet es nicht so oberflaechlich beschoenigend gestreift zu werden!