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Kommentar USA und MuslimeMove on!

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

So begrüßenswert der Ansatz gegenüber Muslimen in aller Welt ist, sich von Provokationen zu distanzieren: Die US-Regierung spielt mit dem Feuer.

D ie US-Regierung kauft bei pakistanischen TV-Programmen Sendezeit, um vor den gefürchteten Freitagsprotesten noch einmal klarzustellen, dass sie das Islamhasser-Video über den Propheten Mohammed furchtbar findet, damit nichts zu tun hat – und Gewalt als Reaktion ablehnt. Das ist ein einmaliger Vorgang. Und er wirkt unglaublich hilflos.

Die US-Rechte beklagt, die Regierung entschuldige sich, anstatt die Meinungsfreiheit offensiv zu verteidigen, und verrate damit „amerikanische Werte“ – als würde religiöse Toleranz nicht dazugehören. Dennoch: Die US-Regierung spielt in diesem Fall tatsächlich mit dem Feuer.

Nicht nur dass sie de facto die Sichtweise übernimmt, nach der es irgendwie berechtigt sei, wegen eines blöden YouTube-Videos massenhaft auf die Straße zu gehen; sie tut auch so, als seien es nicht vor allem innenpolitische Ziele, die die aufrufenden Organisationen mit diesen Protesten verfolgen, sondern als sei es tatsächlich „die muslimische Welt“, die sich da empöre.

Bild: taz
Bernd Pickert

ist Auslandsredakteur der taz.

So begrüßenswert an sich der Ansatz ist, sensibel statt arrogant zu reagieren und sich von Provokationen zu distanzieren – er führt in diesem Fall nicht weiter. Denn die Forderungen, mit denen etwa die Hisbollah im Libanon in der vergangenen Woche zu Protesten aufrief, sind klar: ein weltweites Verbot von Blasphemie und harte Bestrafung. Da können und wollen bitte nicht nur die USA nicht mitgehen. Dieser religiösen Radikalität gehört auch keine entschuldigende Erklärung entgegengesetzt.

Sicher wünscht man sich, das Mohammed-Video der US-Islamhasser wäre nie gemacht worden. Aber nun ist es in der Welt. Die Botschaft der US-Regierung muss lauten: Keep cool, ignore it, let’s move on. Der US-Drohnenkrieg in Pakistan hätte Proteste jedenfalls allemal mehr verdient. Aber das wird die US-Regierung nicht per Fernsehclip verbreiten.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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5 Kommentare

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  • D
    D.J.

    @alf

     

    "Charlene, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Wie sollen wir unsere Ressourcen sonst sichern ?"

     

    Klar doch, dass übliche Geblubber von den Ressourcen. Gäähhhn. Das bisschen, was es am Hindukusch zu holen gibt (seltene Erden, die dort mit höchstem Aufwand abbaubar sind), haben sich die Chinesen gesichert

  • T
    tageslicht

    @Charlene

    Gerne erläutere ich Ihnen, warum man den Einsatz von Drohnen nicht nur ablehnen kann, sondern sogar ablehnen muss.

     

    1. Werden Drohnen nicht nur in Gebieten eingesetzt, auf denen offiziell Krieg herrscht. Damit sind Drohnen im Prinzip fliegende Exekutionskommandos, die ihre Opfer ohne Gerichtsprozess hinrichten. Das ist nicht nur nach amerikanischem und internationalem Recht illegal sondern auch nach dem Recht der meisten Bananenrepubliken, die es so gibt und über die sich die Vereinigten Staaten so gerne erheben.

     

    2. Werden durch Drohnenangriffe immer auch wieder Zivilisten und Unbeteiligte getötet, die sich zufällig gerade zur falschen Zeit am falschen Ort auffallen. Das Ganze ist umso perfider, da man noch nicht mal weiß, wer für den Tod verantwortlich ist, weil die Verantwortlichen in irgendwelchen Bunkern sitzen und nicht in der Drohne.

     

    3. Ist mit einer exponentiellen Steigerung der Drohnentoten zu rechnen (auch der Zivilisten) aufgrund eben der von Ihnen genannten positiven Kostenbilanz und der Tatsache, dass nur jemand in einem Bunker auf ein rotes Knöpfchen zu drücken braucht.

  • BM
    Bernardo Markowsky

    "religiösen Radikalität" ist die ernst genommene Botschaft der Nächstenliebe, die wir Heutigen mit Fernstenliebe ergänzen mögen.

    Haß und Fanatismus sind keineswegs radikal, sondern wurzelloses Übel wie Treibsand.

  • A
    alf

    Charlene, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Wie sollen wir unsere Ressourcen sonst sichern ? Drohnen schützen das Leben unserer Soldaten und sich ein kostengünstiger Weg, störende Subjekte zu liquidieren.

    Chapeau!

  • C
    Charlene

    Ich verstehe nicht, wie man den Einsatz von Drohnen ablehnen kann. Ich halte das für eine ganz hervorragende Sache. Ansonsten müsste man den Hindukusch von 40.000 Mann durchkämmen lassen.