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Kommentar US-VorwahlenJeder darf jetzt einmal gewinnen

Kommentar von Adrienne Woltersdorf

Kein republikanischer Kandidaten schaffen es, das breite Spektrum der Konservativen anzusprechen. Denn auch republikanische Wähler wollen einem Neuanfang nach der Bush-Ära.

Bild: taz

ADRIENNE WOLTERSDORF ist USA-Korrespondentin der taz.

So etwas hat es im Vorwahlreigen der Konservativen in den USA noch nicht gegeben: dass die Primaries einer Wohltätigkeitsveranstaltung gleichen, bei der jeder, der mitmacht, auch einmal gewinnen darf. Erst Mike Huckabee, dann John McCain und nun auch noch Mitt Romney. Was wollen die republikanischen Wähler eigentlich? Eine Antwort darauf findet sich allerdings nicht einmal innerhalb der republikanischen Partei.

Nach acht Jahren Bush-Administration und ihren zahllosen Katastrophen fehlt es den Konservativen an Begeisterung für jedweden ihrer Kandidaten. Umfragen zeigen regelmäßig, dass sich nicht nur die demokratischen, sondern auch die konservativ Wählenden nach einem Neuanfang in Washington sehnen.

Alle der insgesamt 11 Bewerber beider Parteien posieren als Kandidaten des Wechsels. Dabei hat es wohl als Einziger der Baptistenprediger und Ex-Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, verstanden, sich von Bush zu distanzieren. Offen attackierte er die "arrogante Bunker-Mentalität" in der Außenpolitik der Administration - ohne dass Huckabee selbst viel Ahnung von Außenpolitik hätte. Doch Huckabee ist ohnehin ein provokanter Außenseiter, der dem konservativen Partei-Establishment und den "Washingtoner Kreisen" ein Graus ist - und deshalb bei der Basis verdammt gut ankommt.

Eine Hinterlassenschaft, die alle konservativen Kandidaten antreten möchten, ist das Erbe Ronald Reagans. Durch Anlehnung an ihn erhoffen sich von Romney über Rudy Giuliani bis hin zu Fred Thompson alle Kandidaten die Fähigkeit zur Renaissance des Konservatismus in der Post-Bush-Ära. Einer Zeit, die im Rückblick - und mangels modernerer Visionen - als die goldene Ära republikanischer Politik erscheint. Doch keinem von ihnen gelingt es so meisterhaft wie damals Reagan, das breite Spektrum der Konservativen anzusprechen.

So kommt es dazu, dass jeder einmal gewinnen kann, je nachdem, welcher Mainstream in dem jeweiligen Bundesstaat gut vertreten ist: die Evangelikalen in Iowa, die Steuerkürzungs-Fans in Michigan oder die Zentristen in New Hampshire.

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