Kommentar US-Präsidentschaftsbewerber: Absurde Republikaner-Parade
Und noch ein Kandidat: Rick Santorum will Präsident werden. Seiner Partei droht ein kleinteiliger Vorwahlkampf. Eine könnte davon profitieren.
K ennen Sie George Pataki? Oder Ben Carson? Nicht so wild. US-Neurochirurgen (Carson) muss man nicht kennen und ein ehemaliger Gouverneur von New York (Pataki) ist auch eher etwas für Politik-Liebhaber. Beiden ist jedoch gemein, dass sie im kommenden Jahr gerne Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden würden.
Pataki verkündete seine Kandidatur am Donnerstag, wenige Stunden, nachdem auch Rick Santorum ins Licht der politischen Öffentlichkeit getreten war. Er ist einer der prominenteren Namen in einem Vorwahlkampf der Konservativen, der unübersichtlich zu werden droht.
Santorum, stramm konservativ, hat erhellende Einsichten zu Themen wie Einwanderung und Gleichstellung zu bieten. Beides lehnt er ab, die Gleichstellung Homosexueller kategorisch, die Einwanderung bis auf wenige Ausnahmen so ziemlich. Nun sind Santorums Ansichten nichts neues, der gläubige Katholik und siebenfache Vater hatte sich 2012 mit Mitt Romney einen durchaus sportlichen Kampf geliefert und einige der Vorwahlen für sich entschieden.
Im zweiten Versuch will er es allerdings nicht mit dem religiösen Ticket versuchen, sondern konzentriert sich auf die Mittelschicht. Die ist natürlich ausschließlich unter einem Präsidenten Santorum zu retten.
Retten wiederum wollen alle mittlerweile acht offiziellen Bewerber der Republikaner ihr Land. Dazu kommen noch ein knappes Dutzend Politiker und Persönlichkeiten – darunter der nimmermüde Immobilien-Tycoon Donald Trump – die potenziell in den kommenden Wochen ihre Ambitionen formulieren könnten.
Tea-Party-Fanatiker und religiöse Rechte
Viele Kandidaten im Rennen um die Kandidatur für das Weiße Haus, das könnte demokratische Vielfalt und eine wirkliche Auseinandersetzung mit Themen bedeuten. Tatsächlich ist jedoch die Gefahr groß, dass es bei so vielen Kandidaten vor allem absurd und kleinteilig wird. Jeder Kandidat wird auf der einen Seite versuchen, sein thematisches Alleinstellungsmerkmal zu finden und gleichzeitig die Basis nicht zu verprellen. Die jedoch ist schwer auszumachen in einer Partei, die zwischen ultra-rechten Tea-Party-Fanatikern, religiösen Rechten, Wertkonservativen und Wirtschaftskonservativen changiert.
Darüber hinaus muss der Blick aber auch immer auf das eigentliche Ziel gerichtet sein: das Weiße Haus 2016. Allzu radikal darf es im Wahlkampf gegen die Demokraten nicht werden, allzu langweilig – siehe Mitt Romney 2012 – aber auch nicht.
Ein Balanceakt, der bei einem riesigen Kandidatenfeld nicht einfacher wird. Der Weg zu einem Präsidentschaftsbewerber wird für die Republikaner weit, für Beobachter im besten Falle unterhaltsam und könnte am Ende vor allem jemandem dienen, der sich das ganze derzeit gelassen von der Seitenlinie aus anschauen kann: Hillary Clinton.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“