piwik no script img

Kommentar US-Präsident und IranTrump, der Brandstifter

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Die wichtigsten Figuren in Trumps Sicherheitskabinett sind Hardliner, von Diplomatie halten sie nicht viel. Den Preis dafür bezahlen werden andere.

Wer dachte, Trump sei „Killary“ vorzuziehen, möge vor Scham im Boden versinken Foto: reuters

Z ugegeben: So richtig große außenpolitische Erfolge, erst recht solche, die den vorschnell verliehenen Friedensnobelpreis verdient hätten, hat US-Präsident Barack Obama in seiner achtjährigen Amtszeit nicht erreicht. Zwei allerdings schon: die historische Annäherung an Kuba und das mit den Vetomächten des Sicherheitsrats sowie Deutschland einerseits und dem Iran andererseits ausgehandelte Abkommen zur Kontrolle des iranischen Atomprogramms. Mit seinem brüsken Schritt vom Dienstag hat Donald Trump nun auch den zweiten Erfolg Obamas zunichte gemacht.

Trump setzt um, was er im Wahlkampf angekündigt hatte. Die wichtigsten Figuren seines derzeitigen Sicherheitskabinetts sind erfahrene Hardliner, die von Diplomatie nicht viel halten und trotz der tödlichen Erfahrungen von Afghanistan, Irak und Libyen weiterhin auf militärisch durchgesetzten Regime Change drängen, diesmal in Teheran. Den geschassten Stephen Bannon wird es freuen.

Das ist schon kein Spiel mehr mit dem Feuer, das ist Brandstiftung.

Es liegt nun an den Europäern, gemeinsam mit Russland und China alles zu tun, um eine Eskalation zu vermeiden und das Abkommen möglichst funktional zu halten. Monatelang haben die britische, die französische und die deutsche Regierung versucht, Trump von dem Plan abzubringen. Er hat sie vollkommen ins Leere laufen lassen. Und wie schon 2003 bilden Lügen die Grundlage für die Eskalation.

Die Hardliner um Trump und Netanjahu wissen, dass das Abkommen genau das bringt, was es soll: Iran am Bau einer Atombombe hindern. Das bestätigen alle mit der Verifizierung beauftragten Institutionen inklusive der US-Geheimdienste stets aufs Neue. Aber darum geht es Trump und Netanjahu so wenig, wie George W. Bush und Dick Cheney wegen Saddam Husseins „Massenvernichtungswaffen“ in den Irak einmarschierten.

Heute stehen die USA und Israel vollkommen allein

Damals konnte Bush zwar nicht den UN-Sicherheitsrat, wohl aber eine ganze Reihe anderer Länder überzeugen, sich als „Koalition der Willigen“ an diesem mörderischen Angriffskrieg zu beteiligen, dessen Folge Hunderttausende das Leben kostete. Heute, und das immerhin ist ein Fortschritt, stehen die USA und Israel vollkommen allein, Unterstützung signalisiert lediglich Irans regionaler Gegenspieler Saudi-Arabien. Man kann nur hoffen, dass das so bleibt. Aber dazu muss sich die europäische Außenpolitik neu zusammenraufen. Ein so gearteter „Trump-Effekt“ hätte sogar etwas Positives.

Auch für die hiesige politische Debatte bringt Trumps Schritt eine Erkenntnis: Mögen all die politischen Analphabeten vor Scham im Boden versinken, die noch während des US-Wahlkampfes vertraten, Trump sei gegenüber „Killary“ doch wahrlich die bessere Alternative für den Weltfrieden. Anti­establishment und so. Auch für diese verschrobene Weltsicht werden nun womöglich wieder andere den Preis bezahlen: die Menschen in Syrien, im Libanon, im Jemen und im Iran. Und womöglich auch in Israel.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • Nun verneigt euch endlich vor der neuen Achse des Guten:

    USA - Israel - Saudi-Arabien

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Über solche Plattitüden will ich gar nicht streiten und Saudi-Arabien ist sicherlich nach wie vor kein Rechtsstaat, oder auch nur im Ansatz demokratisch.

       

      Trotzdem gab es in Saudi-Arabien in den letzten zwei Jahren kleine aber positive Veränderungen und der Kronprinz denkt aktuell darüber nach, die Verhüllungspflicht für Frauen abzuschaffen.

       

      Der Iran dagegen hat nach der Unterzeichnung des Abkommens im Jahr 2015 erstmal seine Hinrichtungsrate 2016 erhöht und auch minderjährige Homosexuelle erhängt.

      Sowiso ist Iran weltweit Spitzenreiter in Sachen Hinrichtung.

       

      Dann folgte diese Aktion im März 2016: "

       

      Iran hat trotz der Sanktionsdrohungen aus den USA seine Raketentests offenbar fortgesetzt. Die Islamische Republik feuerte am Mittwoch nach eigenen Angaben zwei Geschosse ab, die Ziele in 1400 Kilometer Entfernung trafen. Das melden zwei iranische Nachrichtenagenturen. Wie die Agentur Fars berichtet, sollen die Raketen mit dem Satz "Israel muss ausradiert werden" beschriftet gewesen sein."

      //http://www.spiegel.de/politik/ausland/iran-meldet-weiteren-raketentest-und-droht-israel-a-1081373.html

       

      ^^Sorry, ich spreche nicht gerne pro Trump, aber dieses Atomabkommen war von Anfang an eine Farce. Sieht so denn bitte eine erhoffte Mäßigung der iranischen Politik aus?-Mehr Hinrichtungen und Raktentests mit expliziter Drohung in Richtung Israel?

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Sicherlich ist es viel hübscher in den USA oder Saudi-Arabien hingerichtet zu werden...Den Orten der Freiheit...

  • Sehr geehrter Herr Pickert,

    zu Ihrem Satz "... bilden Lügen die Grundlage für die Eskalation":

    Ich habe hier: https://www.taz.de/!5504662/

    Ihren Kollegen Herrn Zumach gebeten, seine Behauptung, Netanjahu habe gelogen, zu belegen. Er konnte es nicht. Können Sie es?

    • @kdw59:

      Er hat es. Sie wollten nur ein unterschriebenes Geständnis von N.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich bitte um ein Zitat aus Netanjahus Rede. Das ist alles.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Na schön, wenn Sie denn unbedingt den Job von Herrn Pickert oder Herrn Zumach übernehmen wollen, dann zitieren Sie doch bitte mal die entsprechende Stelle aus Netanjahus Rede!

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das hätte ich tätsachlich gerne, aber in nem anderen Sachverhalt und der könnte direkt in die alte Zelle von Katsav einziehen.

  • Die alles überlagernde Politik der USA wird durch Trump erst richtig sichtbar!

    Man sieht dehr deutlich, dass die gesamte Wirtschaft dieser Welt von dem Wohl und Wehe der US Regierung abhängig ist.

    Trump erlässt Sanktionen und erhöht Zölle und die gesamte Politik der westlichen Industrienationen schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, da sie ihm nichts entgegen setzen können.

     

    Durch die Sanktionen die Trump gegenüber des Iran erlassen hat, haben so starke Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft, dass der der Allerwerteste auf Grundeis geht.

     

    Wie kann es sein, das ein einziges Land die Macht hat, alle anderen, denen es wirtschaftlich meist besser geht als der USA, so dermassen zusetzen kann?

    Die Sanktionen lösen so große Angst aus, dass diverse Unternehmen umgehend die Beziehungen zum Iran abbrechen, siehe Siemens.

     

    Haben die europäischen Wirtschaften bzw. die EU, überhaupt noch Einfluß auf ihr eigenes Wirtschaftsgebaren, oder sind sie so abhängig von der US Wirtschaft, so dass sie überhaupt keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können?!?

     

    Eher sieht es so aus, dass die Europäer inzwischen so Geldgeil sind, dass sie nicht mehr gewillt sind eine Mentalität zu zeigen, mit der man dem Psydodiktator in den USA entgegen treten könnte!

     

    Die EU ist doch nicht das Schwarze unter den Fingernägeln wert, wenn sie nicht in der Lage ist, geschlossen gegen die Hegemonie der USA anzutreten.

     

    Würde die EU, Rußland und China sich, wenn auch nur für kurze Zeit, darauf einigen, alle Wirtschaftsbeziehungen, die von Trump unter Sanktionen gegen den Iran fallen und bestraft werden, aufzuheben, hätte man auch gegen die USA einen Hebel, denn es sieht nicht so aus, als könnte die US Wirtschaft ohne den Handel mit diesen Institutionen aushalten.

     

    Würde die US Wirtschaft mit gleicher Münze bestraft, würde sie schnell merken, dass die USA nicht mehr die Macht besitzt, auf alle anderen dieser Welt Einfluß zu nehmen, ohne selbst Konsequenzen fürchten zu müssen!

     

    Das wäre sicher Heilsam!

    • @urbuerger:

      ja ja.. "wäre-wäre Fahrradkette" ..!

      Die von Ihnen gesehene globale Macht-Hegemonie der USA... ist, m.E. (im Sinne von G.W.F. Hegel, phG) .. die, in militärischer und Geldmacht stagnierende Macht des Herren !

      Der "Herr der Welt" sichert, in seiner eingebildeten Absolutheit, seine Macht über die "Untertanen". Mit Krieg, mit Verführung, mit Sanktionen etc...

      Gleichzeitig ist der "Herr der Welt" in seiner Stagnation abhängig von seinen unterjochten Dienern und Knechten.

      Jedoch: die Diener und Knechte erfahren durch ihre Arbeit eine Dialektik der Aufklärung , und lernen neues Wissen...und so wird (zufolge Hegel..) der im historischen Wissen (religiöses Wissen..) stagnierende "Herr" vom errungenen Wissen seiner Diener und Knechte.. überwunden! Die Praxis der USA gegenüber dem Rest der Welt passt m.E. ausgezeichnet in Hegels Philosophie der säkulären Aufklärung! Nun erhebt sich die Frage inwieweit der "Rest der Welt" sich bisher emanzipiert hat gegen die Macht des Herren (der USA..) um eigene Freiheit, Frieden und Glück und Zukunft zu erobern.. und um die Militanz der Machterhaltung des "Herren" zu pazifisieren.. ganz schön spannend, die Zeit in der wir alle `noch´ leben.. unter dem Damokles Schwert eines drohenden globalen Atomkrieges...

    • @urbuerger:

      Herr Urbürger,

      "Angst" spielt bei diesen Überlegungen keine Rolle und wird sie auch nie.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Als der wahre Brandstifter, agiert Netanjahu perfekt: er setzt einfach auf Trumps pathologisch narzisstische Persönlichkeit. Während Israel vor 7 Jahren, zu Beginn der Demokratiebewegung in Syrien, mit relativ einfachen Mitteln dort einen Regime Change, und damit ein Abdrängen des Iran und der Hisbollah in Syrien, hätte erreichen können - und das, ohne selbst kriegerisch involviert zu sein - beruht seine Aggressivität gegen Iran derzeit vor allem auf der Tatsache, dass zum einen ein manipulierbares Kind im Weißen Haus sitzt und zum anderen, Israel realisiert, dass seine Politik zu Syrien in der Vergangenheit falsch war. Israel wollte den Status Quo mit dem Kriegsverbrecher Assad lieber beibehalten, als der zu Anfang noch bestehenden Demokratiebewegung in Syrien zu helfen. Diese Kurzsichtigkeit der israelischen Politik rächt sich nun, da der Iran und Hisbollah sich festgesetzt haben. Netanyahu versucht nun, viel zu spät, das Ruder rumzureißen und läuft so Gefahr, damit sein eigenes Land und die ganze Region ins Chaos zu reißen. Es ist an der Zeit, dass Netanyahu wegen Korruption endgültig aus dem Verkehr gezogen wird. Sonst droht die Allianz vom Psychopaten in Washington und dem Pittbull in Jerusalem die Region und die Welt noch mehr ins Chaos zu stürzen.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      "Trumps pathologisch narzisstische Persönlichkeit"

      Herr Psychotherapeut, wenn Sie sich damit mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen... Am besten gleich ein Kissen unterlegen bei derart tiefsinniger Betrachtung ;-)

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Jeder von Israel im Nahen Osten unterstützt wird, ist in den Augen der Öffentlichkeit erledigt, so wie die Südlibanesische Armee.

       

      Sie beschreiben eine Möglichkeit, die es nie gegeben hat.

  • Danke Bernd Pickert, ne´ sehr gute Analyse ! Von meinem Standpunkt als Ideengeschicht´ler meine ich zu sehen, das USA und Mr. Trump und seine `Elite´im Sinne vom Philosophen Hegel stagnieren in der Machtideologie des Herren: die "absolute Macht" der US Atomwaffen und der USA Ökonomie stagnieren in ihrem historischen, sozialhierarchischem Wissen von globaler Injustiz und Weltbeherrschung durch Kriege, während die- von den USA geknechtete- Menschheit weiterdenkt

    und die Knechtschaft überwindet..und so der einstige Herr zum Knecht wird..

    Es erscheint, als ob die historische Rolle der USA: als primäre Kraft für globale Aufklärung, in der Politik von Mr. Trump , vorbei ist! Es bleibt zu hoffen, das "neue und gute" Kräfte für Weltfrieden und Hoffnung da sind !

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Teile der "Linken" , wie Lafontaine nebst Gattin Wagenknecht, fanden Trump vor der Wahl ja deshalb gut und besser als Clinton, weil er angeblich gegen die Banken war.(!).. dass sie danmit ins gleiche horn bliesen, wie der Kreml und russische Oligarchen ist eriener Zufall. Von diesen deutschen Politikern hat man bisher kein Wort der Selbstkritik gehört.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Manchmal fragt man sich wirklich, wo Sie solche merkwürdigen Behauptungen ausgraben.

      • 8G
        81622 (Profil gelöscht)
        • @81622 (Profil gelöscht):

          Blättern Sie einfach mal, wie viele Journalisten in den letzten Tagen Trump bescheinigt haben, dass er ein Wahlversprechen einhält. Sind das alles Bewunderer von Trump?

           

          Aber es wundert mich wirklich nicht, dass Sie sich auf ein Blatt berufen, dass sich die Bekämpfung linker Politik mit allen Mittel auf die Fahnen geschrieben hat. Warum zitieren Sie nicht gleich Bild?

        • @81622 (Profil gelöscht):

          Wenn Sie aus diesem "Welt"-Artikel wirklich das herauslesen können was Sie da behaupten, dann sind Sie ein sehr sehr phantasievoller Mensch.

          Tut mir leid, ich vermag das nicht nach zu vollziehen.

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Im Spiel Iran gegen USA ist ganz sicher Trump der Bösewicht. *lach*

  • Sind nicht auch die Iraner Brandstifter?

    ...

    • @Hartz:

      Aber zur Zeit eindeutig mit der kleineren Fackel.

  • 3G
    33293 (Profil gelöscht)

    hmm, den letzten Abschnitt des Artikels halte ich, - verzeihung - für reine Polemik. Keiner weiß wie Hillary Clinton gehandelt hätte. Aus Trumps Wahnsinn zu schließen, dass Frau Clinton besser gewesen wäre, ist nicht begründet und schlicht nicht zielführend. Im übrigen sind die USA ein Aggressor in der Weltpolitik nicht erst seit Trump. Wer so tut als wäre sie früher ein 'verlässlicher Partner' gewesen, verhöhnt die hundertausenden von Menschen, die in weltweit von den USA angezettelten Kriegen gestorben sind.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @33293 (Profil gelöscht):

      Hillary hätte das (auch von ihr) mühsam ausgehandelte Atomabkommen nicht aufgekündigt. Das weiss man schon !

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Das Atomabkommen hätte sie nicht gekündigt. Dafür wollte sie gleich mal einen Atomkrieg riskieren. Von zwei schlechten Alternativen war Trump zum Zeitpunkt der Wahl tatsächlich ungefährlicher. Das mit Sanders keine gute Alternative zur Wahl stand, lag -nicht nur, aber auch- daran, dass sich Frau Clinton ins Weiße Haus tricksen wollte.

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @33293 (Profil gelöscht):

      "die hundertausenden" ... es sind Abermillionen, die das Imperium auf dem Gewissen hat .. beginnend mit dem Genozid an 60 Millionen Ureinwohnern..

      • @96177 (Profil gelöscht):

        Es ist Ihnen aber schon klar, dass die Ureinwohner Amerikas von Europäern massakriert wurden...