Kommentar UN zum Waffenhandel: Rüstungsindustrie wohlauf
Der Entwurf für ein internationales Waffenhandelsabkommen der UN ist nutzlos. Auf der Strecke bleiben die Interessen der Opferländer.
E s wäre besser gewesen, die Verhandlungen über ein globales Waffenhandelsabkommen (ATT) nicht im Rahmen der UNO-Generalversammlung zu führen, sondern in der Welthandelsorganisation (WTO). Was jetzt in New York als Entwurf vorliegt, ist lediglich ein Vertrag zur weltmarktwirtschaftlichen Regulierung des Geschäfts mit dem Tod. Verbrämt durch unverbindliche humanitäre Rhetorik.
Durchgesetzt haben sich die fünf Weltmarktführer (USA, Russland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien). Es ist ihnen gelungen, China, Indien und andere aufstrebende Rüstungsexportstaaten den internationalen Regeln zu unterwerfen. Die wiederum erhoffen sich mit ihrer Zustimmung, einen besseren Zugang zu westlichen Märkten zu bekommen. In gegenseitiger Absprache setzte das Kartell der Rüstungsexporteure Regelungen durch, die ihnen Ausnahmen für Munition, Drohnen oder leichte Waffen erlauben.
Dieses Kartell ist auch verantwortlich für die zynische Bestimmung, wonach zwischenstaatliche Waffenlieferungsverträge, die vor dem frühestens für 2015 zu erwartenden Inkrafttreten eines UN-Abkommens vereinbart wurden, unabhängig von der Entwicklung im Käuferland erfüllt werden dürfen. Das erlaubt Deutschland, den Vertrag mit Saudi-Arabien über die Lieferung von 200 bis 800 Leopard-II-Panzern noch abzuschließen.
ist UN-Korrespondet der taz in Genf.
Auf der Strecke blieben in New York die Interessen der Opferländer des Waffenhandels, vor allem in Afrika und Mittelamerika. Sie hatten angestrebt, den Waffenhandel mit verbindlichen menschen- und völkerrechtlichen sowie entwicklungspolitischen Kriterien einzudämmen. Diese Länder sollten bei der morgigen Schlussabstimmung mit Nein votieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen