Kommentar Treffen von Kim und Putin: Es ist kompliziert
Das russisch-nordkoreanische Gipfeltreffen kommt zu einem spannenden Zeitpunkt. Beide Seiten wollen auf dem diplomatischen Parkett glänzen.
W ürde man die internationale Politik mit Beziehungsmetaphern versehen, dann hieße es wohl zwischen Pjöngjang und Moskau: Es ist kompliziert. Einerseits ist Russland zwar einer der letzten Verbündeten, hat jedoch in den letzten Jahren vor allem durch Abwesenheit geglänzt. Als sich die Staatsoberhäupte der zwei Länder zum letzten Mal getroffen haben, saß noch der mittlerweile verstorbene Kim Jong Il im Diktatorenthron.
Die gemeinsame Historie zwischen Moskau und Pjöngjang reicht freilich bis zu dessen Vater im Kim Il Sung zurück, der unter der Ägide Stalins den neu gegründeten Staat führte. Schnell jedoch lernte sich der „kleine Bruder“ von der Sowjetunion zu emanzipieren, indem er nämlich – je nach Interessenlage – Moskau bisweilen die kalte Schulter zeigte und sich Peking zuwandte.
Das gemeinsame Ausspielen der zwei kommunistischen Alliierten für Hilfslieferungen und Auslandsdevisen hat das Kim-Regime über mehrere Jahrzehnte perfektioniert. Und heute, so möchte man zynisch anfügen, sind Südkorea und die USA bei diesem Spiel ebenfalls mit von der Partie.
Das gemeinsame Treffen zwischen Kim Jong Un und Wladimir Putin, das voraussichtlich am Donnerstag in Wladiwostok stattfinden wird, ist längst überfällig. Es kommt jedoch zu einem spannenden Zeitpunkt: Das nordkoreanische Regime braucht nach dem gescheiterten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi dringend diplomatische Unterstützung.
Russland ist kein Hauptakteur mehr
Putin hingegen kann auf dem internationalen Parkett seine These untermauern, dass Russland noch immer eine Großmacht ist, die Einfluss in Ostasien geltend macht. Letztendlich können beide Seiten bei dem Treffen nur gewinnen – zumindest ein kleines bisschen.
Denn Russland ist längst kein Hauptakteur mehr im Nordkorea-Konflikt. Wirtschaftlich hat das Land zwar noch immer eine gewisse Hebelwirkung, schließlich waren vor den Sanktionen immerhin 30 Tausend nordkoreanische Arbeiter als Holzfäller und Bauarbeiter im russischen Ostteil entsandt.
Mittlerweile sind es allerdings nur mehr knapp über 11.000, und auch diese müssen bis Ende des Jahres laut den Vereinten Nationen abgezogen werden, um die Kim-Dynastie von bitter benötigten Auslandsdevisen abzuschneiden. Im Vergleich zum dominanten China, das für rund 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels verantwortlich ist, sind dass allerdings nur Peanuts.
Kümmerliches Bild in Seoul
Nur wenige hundert Kilometer südlich vom Gipfelort Wladiwostok bereitet Seoul die Ein-Jahres-Feier der sogenannten Panmunjom-Erklärung vor, die Präsident Moon Jae In und Kim beim ersten gemeinsamen Treffen unterzeichnet hatten. Frieden und nukleare Abrüstung hat Kim damals versprochen – vage genug, um sich bislang konkreter Umsetzungen entziehen zu können.
Der am Samstag stattfindende Festakt wird jedoch ein kümmerliches Bild abgeben: Schließlich feiert Moon zwar mit Vertretern aus den Vereinigten Staaten, Japan und China – doch das eigentliche Geburtstagskind hat seine Teilnahme nicht einmal abgesagt: Nordkorea hat die Einladung bislang schlicht ignoriert – genau wie sämtliche Annäherungsversuche des Südens seit Wochen.
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