Kommentar Syrien: Hier werden sie geholfen
Teheran verfolgt in Syrien eine offensive Bündnispolitik. Ein sich hinziehender Bürgerkrieg ist für den Iran besser als ein Sturz der Assad-Clique.
E ine Überraschung ist allenfalls das öffentliche Eingeständnis, dass Militärberater aus Teheran an der Seite des Assad-Regimes im syrischen Bürgerkrieg mitkämpfen. Die Tatsache selbst ist längst von Hunderten Zeugen glaubwürdig belegt. Ebenso klar belegt ist auch, dass iranische Einheiten unmittelbar an den Gefechten beteiligt waren und sind – auch wenn Teheran dies noch bestreitet.
Aus Sicht der beiden Regime ist der Einsatz nur folgerichtig. Der Iran kann seinen nach der libanesischen Hisbollah wichtigsten Verbündeten in der arabischen Welt nicht im Stich lassen. Im regionalen Machtpoker ist das schiitische Regime auf jeden Bundesgenossen angewiesen.
Das ebenfalls schiitisch dominierte Regime im Irak, das als Verbündeter noch infrage kommt, sitzt nicht fest genug im Sattel, um Syrien zu ersetzen. Und es kann zudem nicht ohne Rücksicht auf die Interessen der USA agieren.
ist Redakteur im Auslandsressort der taz.
Teheran gibt mit der jetzigen Erklärung zu erkennen, dass es in der sich ausweitenden Konfrontation zwischen Schiiten und Sunniten in der gesamten Region eine klare und offensive Bündnispolitik verfolgen will. Gerade den arg in Bedrängnis geratenen schiitischen Regimen (im weitesten Sinne) will man jede Unterstützung geben. Und damit auch der sunnitischen Welt klar demonstrieren, dass man die Konfrontation mit Saudi-Arabien als dem großen Finanzier und Ideologen und Ägypten als der regionalen Führungsmacht aufzunehmen bereit und in der Lage ist.
Noch ein Kalkül spielt für Teheran eine wichtige Rolle. Ein sich hinziehender Bürgerkrieg ist für das Ajatollah-Regime in Teheran allemal besser als ein Sturz der Assad-Clique in Damaskus. Denn der würde Teheran weiter isolieren und die regionale Vormachtstellung wieder infrage stellen.
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