Kommentar "Super Tuesday": Nur McCain kam durch
Clinton und Obama müssen den Republikaner McCain als wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten fürchten: Er repräsentiert nicht gerade die orthodoxe Linie seiner Partei.
J ohn McCain ist in den letzten Monaten ein sensationelles Comeback gelungen. Und seit dem Super Tuesday steht er sogar als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei so gut wie fest. Das ist ein schwerer Schlag für die Demokraten. Sowohl Hillary Clinton als auch Barack Obama müssen den Vietnamkriegshelden fürchten, da gerade er nicht die orthodoxe Linie seiner Partei repräsentiert. Wie Obama und Clinton wirbt er erfolgreich um die Wähler in der Mitte der Gesellschaft.
Was die evangelikale republikanische Basis als McCains Schwäche empfindet, macht ihn im Rennen ums Weiße Haus zu einem starken Kandidaten. Es ist McCains offen eingestandenes Desinteresse an fundamentalistischen Glaubenssätzen oder Verboten von Abtreibung, Schwulenehe und Immigration, das ihn attraktiv macht für moderate, unabhängige Wähler und für Demokraten des rechten Randes, denen die nationale Sicherheit über alles geht. Beim Thema Krieg, Terrorbekämpfung und Sicherheit wird der ehemalige Navypilot etwa gegen Hillary am 4. November spielend bestehen. Erst recht, wenn in der Zeit des Wahlkampfs weitere Terroranschläge die Welt erschüttern sollten. Mehr noch als Clinton repräsentiert McCain eine Alternative zum Washingtoner Establishment, in dem er immer wieder als Außenseiter angesehen wurde.
Kommt es zum Charaktervergleich, spielt McCain auf republikanischer Seite in der Liga, in der sich Obama bei den Demokraten bewegt: unabhängig, aufrichtig, authentisch - und vor allem sympathisch. Ebenso wie Obama wird dem Senator aus Arizona zugetraut, das politisch gespaltene Land zu einen. Und nichts wünschen die US-Bürger mehr. 70 Prozent geben regelmäßig an, dass das Land einen solchen Neuanfang braucht.
Genauso viele wünschen sich ein Ende des Parteienhickhacks in Washington - eine Aussicht, für die Hillary Clinton seit ihrer Zeit als umstrittene und von Rechten gehasste First Lady wahrlich nicht garantieren kann. Was Clinton und Obama zunächst nicht haben, hat McCain: Zeit. Während die Demokraten noch lange um die Nominierung ringen, kann der alte weiße Mann schon konzentriert an seiner Strategie für die Wahlen im Herbst feilen.
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